Rheinoper Lukas Beikircher: Einen bekannten Namen hat er jetzt schon

Lukas Beikircher, Neffe des bekannten Kabarettisten, ist seit zwei Jahren bei der Rheinoper beschäftigt — und bereitet sich auf die Premiere von Strauss’„Arabella“ vor.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Klar, dass er immer auf seinen Onkel angesprochen wird. Kein Wunder, wenn man Beikircher heißt und zu dem Südtiroler Künstler-Clan gehört. Und genauso wie die ganze Familie Musik macht. „Konrad ist ein toller Musiker, der vor Einfällen und Energie nur so sprüht. Immerhin hat er in Wien sogar ein paar Semester Geige studiert und spielt immer noch glänzend“, schwärmt Neffe Lukas.

Der älteste Sohn von Konrad Beikirchers Bruder spricht aus Erfahrungen; denn als Student sei er mit dem Onkel auf Tournee gegangen, mit dem Programm „Und singt ein Lied“. Es war gut bezahlt“, erinnert er sich. Und lächelt. Konrad Beikircher war dabei wie üblich auf den Brettern, Lukas am Klavier. Aus dem Junior ist zwar kein Pianist geworden, aber ein Dirigent, der seit zwei Jahren fest an der Rheinoper beschäftigt ist. Der Herr Kapellmeister Beikircher bereitet sich derzeit intensiv vor — auf die Premiere der Richard- Strauss-Oper Arabella am Freitag um 19.30 Uhr im Opernhaus.

Als alleinerziehender Vater hat er zwar noch in München seinen ersten Wohnsitz (seine Tochter geht dort noch zur Schule), ist aber regelmäßig nun am Rhein. Alles eine Frage der Organisation, meint der Familienmensch Lukas B. Seine beiden Brüder - der eine ist Geiger, der andere Sänger (obwohl promovierter Physiker) im Chor der bayrischen Staatsoper. Seine Ex-Frau, Mutter seiner Tochter: Opernsängerin.

Die Beikirchers — ein ganz musikalische Familie. „Als Kinder, freuten wir uns immer auf den Besuch von Onkel Konrad“, erinnert sich Lukas. „Der hat mit uns wie irre musiziert und uns aufgedreht, im Nu auf Hundert gebracht. Meine Mutter hatte alle Mühe, ihre überdrehten Jungs danach überhaupt ins Bett zu verfrachten.“ Über Onkel Conny hätten sie immer gestaunt, auch weil er so viele Dialekte nachahmen kann und aus einer großen Allgemeinbildung schöpfen kann — ähnlich wie Lukas’ Vater, der bis heute als Professor für Altphilologie an einem lateinischen Wörterbuch arbeitet. Der habe dafür gesorgt, dass auch Sohn Lukas Lateinisch lesen kann. Bis heute habe er das nicht verlernt.

Thema Schule: Er besuchte dasselbe humanistische Gymnasium (Wilhelmsgymnasium) wie der heutige Startenor Jonas Kaufmann. „Der war ein Jahrgang über mir.“ Klar, dass er mit Kaufmann damals zusammen musiziert hat. Und später: „Wir beide sind große Stimmfans.“ Als examinierter Kapellmeister kreierten Neffe und Onkel dann zusammen ein Programm mit dem Arbeitstitel: „Wie hören sich Karnevalsschlager an, wenn sie Mozart oder Wagner komponiert hätten?“

Wie kam Lukas Beikircher zur Oper? „Am meisten habe ich auf dem Stehplatz gelernt“, erklärt er. Fast alle Produktionen der Bayrischen Nationaloper habe er als Student auf dem Fünf-Mark-Platz erlebt, wurde beinah süchtig nach Gesang und großem Orchesterklang, wie bei Strauss und Wagner. Immerhin hat er damals noch Garde der ganz Großen erlebt, legendenumwobene Pultstars wie Lorin Maazel, Sergiu Celibidache, Carlos Kleiber und Wolfgang Sawallisch.

Und wenn in München nichts los war, „fuhr ich mit drei anderen Freaks nach Wien.“ In die Staatsoper, versteht sich. Auch dort: der Stehplatz. Wie gehabt. Die Zeiten sind längst vorbei. Nach Dresden, Braunschweig, den Niederlanden und Darmstadt landete er 2013 als erfahrener Dirigent nun am Rheinopern-Pult. Und hat an 40 Abenden pro Jahr im Orchestergraben das Sagen. Beikircher schwärmt vom erstklassigen Ensemble. Auch jetzt bei der „Arabella“. Er sagt: „Wo gibt es schon eine solch fantastische Fiakermilli, wie Elena Sancho-Pereg am eigenen Haus?“ Da sei die Rheinoper in ganz Deutschland eine rühmliche Ausnahme.

Hintergrund: Ensembles seien von den meisten Städten abgeschafft worden. „Fast überall studiert man heute als Dirigent neue Inszenierungen ein mit Sängern, die sich untereinander gar nicht kennen und für die Proben kurz mal eben einfliegen.“ Auf die „Arabella“ freut er sich besonders, da Strauss, Wagner und Verdi zu seinen Favoriten zählen. Die Konversationsoper ist für ihn eine romantische Liebesgeschichte, die Regisseurin Tatjana Gürbaca in reduziertem Dekor auf die Bühne bringt.

Der Reiz für den Dirigenten besteht in dem Wechsel zwischen lyrischen Bögen und dem Parlando, und in dem morbiden Charme aus dem Wien der Jahrhundertwende mit seinen wunderbar verlotterten Walzern. Ein musikalischer Leckerbissen, also. Bleibt abzuwarten, ob das Publikum Freitagabend diesen auch goutiert.