Museum Kunstpalast: Eine Schaltstelle für Cranach
Gunnar Heydenreich macht den Ehrenhof zur Hochburg der Forschung.
Düsseldorf. Gunnar Heydenreich, bislang stellvertretender Leiter des Restaurierungs-Zentrums am Ehrenhof und heute Professor in Köln, bleibt mit einer halben Stelle weiterhin in Düsseldorf. Die Finanzierung aber übernimmt nicht mehr die Stadt, sondern die berühmte Mellon-Stiftung in New York.
Über sie baut er mit den wichtigsten Museen der Welt sowie dem Institut für Restaurierung an der FH in Köln ein digitales Archiv für den Maler Lucas Cranach den Älteren (1472-1553) auf. Ab sofort laufen alle Fäden über seinen Schreibtisch im museum kunst palast.
Dem 43-Jährigen stehen für sein Projekt 260 000 Euro zur Verfügung. Er erstellt eine Cranach-Arbeitsplattform und ein öffentliches Info-Portal. Geforscht wird mit modernsten Untersuchungstechniken und hochauflösenden Abbildungen, nach neuesten naturwissenschaftlichen und technologischen Prinzipien. Das Museum im Ehrenhof stellt lediglich die Server-Kapazität und eine Infrarot-Kamera bereit. Dafür wird es als modernste Forschungsstätte bekannt.
Nun besitzt Düsseldorf neben einem bedeutenden Konvolut an grafischen Blättern nur zwei Cranach-Gemälde, "Das ungleiche Paar" und "Garten Gethsemane". Wie kommt Heydenreich zu dieser Schlüsselposition in der Cranach-Forschung? Er hatte von 1994 bis 2002 wochentags als Restaurator gearbeitet und war am Wochenende und in den Ferien für ein Postgraduierten-Studium nach London geflogen. Er promovierte über Cranachs Maltechnik und machte Karriere.
Was fasziniert Heydenreich an Cranach? "Er ist der innovativste Künstler der deutschen Renaissance. Kein anderer hat so viele neue Bildideen gehabt, kein anderer so neue Produktionsformen für die Kunst im 16. Jahrhundert etabliert. Er unterhielt eine große Werkstatt und entwickelte effektive Möglichkeiten, um Kunst in großem Umfang zu produzieren. Er hat vor 500 Jahren Methoden angewandt, die wir sonst mit Warhol in Verbindung bringen."
Heydenreich ist fasziniert von Cranachs Werkstatt mit zehn Mitarbeitern, seinen Vervielfältigungsmethoden, seiner Ökonomie. "Er war erfolgreicher Künstler und Geschäftsmann. Letztlich hat er die Reformation mit auf den Weg gebracht. Hätte es nicht diesen historisch glücklichen Umstand gegeben, dass Cranach, Luther und Friedrich der Weise in der kleinen Stadt Wittenberg zusammenkamen, es hätte keine Reformation gegeben."