Tonhalle Eine Weltklasse-Leistung in der Tonhalle

Düsseldorf · Der junge Pianist Seong-Jin Cho stellte sich dem Düsseldorfer Publikum in der Tonhalle vor. Standing Ovations.

Der junge Pianist Seong-Jin Cho spielte in der Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner

Seong-Jin Cho, Jahrgang 1994, geboren in Seoul, Pianist, lernte mit sechs Jahren Klavier, ging mit 18 Jahren nach Paris, um dort bei Michel Béroff zu studieren, gewann mit 21 Jahren den berühmten Chopin-Wettbewerb. Zur Zeit lebt er in Berlin. Bei seinem Heinersdorff-Debüt stellte er sich nun dem Düsseldorfer Publikum vor. Soweit die tabellarische Kurz-Biografie.

Was man in der Tonhalle erlebte, ist unbeschreiblich. Der Rezensent will es dennoch probieren, darüber zu schreiben. Der klare und differenzierte Anschlag, die fein perlenden, unfassbar leichten Läufe, die abgefederten Akkorde, die nie schroff klangen, sein geschmeidiges und farbenreich-dynamisches Spiel: All das beschreibt Chos großartige Pianistik. Und doch ist sein Spiel komplexer.

Die Ernsthaftigkeit, die Gewissenhaftigkeit, die Aufrichtigkeit, den Absichten des Komponisten zu dienen und ihnen gerecht zu werden, macht ihn zu einem außergewöhnlichen Interpreten. Er ist mit Leib und Seele Musiker, und diese Seele nimmt Besitz von Mozart, Schubert, Berg und Liszt und zaubert Klänge, die nicht von dieser Welt sind.

Mozarts Fantasie d-moll KV 397 ging Cho noch verhalten an, bei der sich anschließenden Sonate B-Dur KV 281, die Mozart als 19-Jähriger erstmals an einem Hammerklavier komponierte, imitierte er den zarten, silbrigen Klang, den die frühen Klaviere eben noch hatten.

Die Grundidee des Programms war die „Fantasie“, eine Musikform, die improvisatorische Elemente aufweist. Mit Schuberts „Wanderer-Fantasie C-Dur „ D 760 realisierte er ein farbenreiches Klang-Spektakel, von kräftigen Akkorden über geschmeidig bewegte Klangflächen bis zu zart leuchtenden Melismen, die „Sonate h-moll op.1“ von Alban Berg, einem Schönberg-Schüler, interpretierte Cho mit durchaus spätromantischem Gestus, filigran, transparent und klangselig, inspiriert von Brahms´späten Klavierwerken.

Ein junger Pianist mit komplexer und abgeklärter Spielreife

Ohne Zäsur folgte Franz Liszts „Sonate h-moll“, die trotz formaler Geschlossenheit durch häufig wechselnde Tempi den Geist der Improvisation dieses Abends aufrecht hielt. Die Brillanz in den Läufen, aber auch das in höchster Spannung zelebrierte Pianissimo, die gnomenhaft tanzenden Finger auf der Klaviatur, dazu eine fast barocke, mit Leichtigkeit hingeworfene Fuge, und schließlich atemlose Stille bei den letzten beseelten Tönen im Lento assai.

Wann hat man einen so jungen Pianisten mit einer so komplexen, reifen, abgeklärten Spielweise erlebt?

Standing Ovations für eine Weltklasse-Leistung, mit zwei Zugaben von Chopin und Schumann.