Kultur Poesie scheint durch Vorhänge

Alicia Frankovich präsentiert einen Parcours von Projektionen, Bildern, Filmen und Skulpturen in der Kunsthalle.

Foto: Kunstverein

Düsseldorf. Der Saal des Kunstvereins in der Kunsthalle am Grabbeplatz ist leergeräumt. Wer den rechten Eingang gleich nach der Treppe nimmt, landet vor einem durchlässigen Vorhang, auf den Videobilder von Alicia Frankovich projiziert sind. Durch den Vorhang hindurch sieht der Betrachter auf einen weiteren Vorhang am anderen Ende des Raumes und durch diesen Vorhang hindurch auf Videostills in verschiedenen Schichtungen.

Diese diversen Vorhänge und Stirnwände des Raumes werden permanent mit Bildern bestückt. Sie verwandeln sich, gehen ineinander über, werden figurativ und anschließend abstrakt, scheinen im Außenraum, aber auch im Kosmos zu entstehen. Organismen, vor allem Pflanzen, werden herbeigezoomt, neben sportlich aktiven Personen und Sternenlaufbahnen.

Doch es gibt auch Momente, wo die filmischen Episoden abrupt abbrechen und wunderbare Bilder auf irgendwelchen Ständern und Postern aufblitzen. Ein strahlendes Feuerrot kann dies sein, aber auch ein weißes, gläsernes Etwas, das durch den Lichtaufprall in einer Kugel entsteht, die mit weißen Papierblättern gefüllt ist.

Es ist ein Szenario, in dem statische Objekte animiert und Körper in ihrer flackernden An- und Abwesenheit aufscheinen. Es ist, als wolle die Künstlerin aus dem fernen Neuseeland Materie und immaterielle Visionen aufeinander beziehen. Deuten lässt sich das Ganze nicht, es sei denn, man folgt den Theorien der neuen Kunstvereinsleiterin Eva Birkenstock, die vom „Hybridsubjekt mit multiplen Identitäten“ spricht.

Fest steht, dass die Choreographie aus Video, Animation, funktionalen Dingen wie Vorhängen und Scheinwerfern eine Poesie beschwören, die die Figuren in Pflanzenteile, den Sonnenaufgang in einen Sonnenuntergang übergehen lässt. Der Besucher ist pausenlos damit beschäftigt, eine Einheit in den Collagen zu finden. Die Bilder dieser 37-jährigen Künstlerin gehen stets von realen Dingen aus.

Selbst das Plakat in einem kosmischen Rot kommt von rotblauen Karotten, die in Scheiben geschnitten wurden. Eine perfekte Regie steckt dahinter, um die Ratio permanent zu durchbrechen.

Die Präsentation wird begleitet von Performances, einem Künstlergespräch und einer Lesung des Geophilosophen Daniel Falb.

Info: Kunstverein, Grabbeplatz 4, die Ausstellung läuft bis 9. April. Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Eintritt 6/3 Euro.