Porträt Milda Drüke: Suche nach dem Paradies
Milda Drüke geht auf Weltreisen und schreibt Bücher darüber. Bei den Seenomaden vor Indonesien lebte sie acht Monate.
Düsseldorf. "Auf dem Meer war das schönste Zuhause, das ich je hatte." Milda Drüke machte ihren Traum wahr und umsegelte die Welt. Von einer gefragten Werbefrau mit eigener Agentur in Düsseldorf wandelte sie sich zur Weltreisenden. Doch die Sehnsucht nach der Fremde und dem Fremden hat sich dadurch in ihr nur noch verstärkt.
Mittlerweile schreibt sie erfolgreich Bücher über ihre Reisen, die sie nicht zu irgendwelchen Pauschalzielen führen, sondern an ungewöhnliche Orte, an denen weiße Europäerinnen eher selten zu sehen sind. Zuletzt lebte sie vier Monate auf einer abgelegenen Insel vor Papua-Neuguinea. Dort ließ sie ein Kanu bauen und tauchte ein in die fremde Welt dieser besitzlosen Gesellschaft, die nur vom Tauschen lebt. Davon handelt ihr neues Buch "Solomon Blue", aus dem sie im Rahmen von "Literatur in den Häusern der Stadt" liest.
Vor 30 Jahren kam Milda Drüke von Göttingen nach Düsseldorf, lernte Auslandskorrespondentin und Übersetzerin und lernte anschließend bei Fotograf Manfred Vogelsänger, bis sie sich selbstständig machte und eine eigene Produktionsfirma gründete. Werbe-Fotoshootings führten sie um die ganze Welt. Bei einem Termin in luftiger Höhe in den Schweizer Alpen spürte sie auf einmal, warum viele Völker die Berge als Sitz der Götter erachten. "Ich war tief beeindruckt", erinnert sich die heute 58-Jährige, "und wusste in dem Moment: Ich muss in meinem Leben etwas ändern."
Mit ihrem damaligen Freund kaufte sie sich eine Segelyacht und verbrachte die nächsten vier Jahre und drei Monate auf den Weltmeeren. "Ich habe nicht gezögert und auch nie meine Entscheidung bereut", sagt Milda Drüke heute, die ihren ungewöhnlichen Vornamen von der Großmutter erbte. Anschließend schrieb sie Reportagen, die sie zusammen mit ihren Fotos an Zeitschriften verkaufte. "Vielen Magazinen waren meine Texte zu persönlich", berichtet die Autorin. Bücher schienen da die geeignetere Form, ihre Gedanken und Erfahrungen mitzuteilen.
Da sie jedoch kein Interesse an Aufträgen hat, sondern gerne ihre eigenen Ideen umsetzt, ging sie immer wieder auf Reisen zu Zielen und Menschen, die sie kennen lernen wollte. Acht Monate lebte sie bei den Seenomaden vor Indonesien mit auf deren Booten oder Stelzenhäusern, sammelte mit ihnen Seegurken oder trocknete Fisch: "Ich wollte von ihnen etwas lernen." Trotz der kräftezehrenden Erfahrung ("Ich habe sehr abgenommen in der Zeit") und der Schwierigkeiten, sich zu Hause wieder zurecht zu finden, möchte sie die Zeit nicht missen.
Die tiefe Spiritualität und Kultiviertheit der Naturvölker faszinieren sie und rühren sie an, "die Sehnsucht, gut zu sein. Liebevoll und weise. Friedlich", wie sie es in "Solomon Blue" poetisch formuliert. Auch ihr drittes Buch verkauft sich gut, so dass sie davon leben und ihre Reisen finanzieren kann: "Ich bin ein bescheidener Mensch." Das stellte sie auch unter Beweis, als sie ein Jahr lang bei Ratu Pedanda, einem 80-jährigen Hohepriester, auf Bali lebte, seine Rituale und Zeremonien kennen lernte und ihm anschließend ein Buch widmete. Die Leute öffnen sich ihr, "wahrscheinlich, weil sie merken, dass ich es ernst meine und mich selbst öffne".
"Die Gabe der Seenomaden" - Bei den Wassermenschen in Südostasien, National Geographic, 288 S., 11 Euro
"Ratu Pedanda", National geographic, 390 S., 12 Euro
"Solomon Blue" - Bei den Inselbewohnern Papua-Neuguineas, Frederking & Thaler, 250 S., 19,90 Euro