Premiere: Dümmer als die Polizei erlaubt
In der Komödie an der Steinstraße fällt die „Schöne Bescherung“ äußerst absurd aus.
Düsseldorf. Im Boulevardtheater klappern ja sonst unaufhörlich die Türen, doch bei der aktuellen Produktion in der Komödie an der Steinstraße ist erst einmal alles anders. Da stehen zwei vor einer Tür und trauen sich nicht rein. "Du klingelst." - "Warum ich?" So geht das scheinbar endlos - und wird immer abstruser. "Schöne Bescherung" nennt sich die schwarze Komödie des schottischen Dramatikers Antony Nielson, die in England am renommierten Londoner Royal Court Theatre uraufgeführt (2002) wurde.
Zwei Bobbys (Polizisten) sind es, die sich da nicht trauen. Man versteht’s, sie sollen eine Todesnachricht überbringen. Und das am Heiligen Abend. Angeblich ist Carol, die Tochter des älteren Ehepaars Connor ums Leben gekommen, doch weder Gobbel (Rolf Berg) noch Blunt (Harald Pilar von Pilchau) will der Unglücksbote sein.
Als schließlich die Tür aufgeht, platzt es aus Garson Connor (Billie Zöckler) angesichts der Uniformierten heraus: "Mein Baby ist tot." Damit meint sie allerdings ihren Hund.
Blunt und Gobbel sind nicht nur dumm, sondern wesentlich dümmer als es ihr Berufsstand sprichwörtlich erlaubt. Bis sie begriffen haben, dass das skurrile Pärchen seinen Hund und nicht die Tochter meint, dauert es eine Weile, und dann wollen sie die Alten mit der bösen Nachricht verschonen. Reverend Shandy (Wolfgang Welter), der unter seiner Tracht Latexreizwäsche trägt, und die militante Gronya (Tanja Schumann), die im Namen einer Bürgerwehr auf Exhibitionisten-Jagd ist, vereinfachen die Lage nicht gerade. Die Missverständnisse werden komplexer, die Handlung absurder.
Das Stück lebt weniger von klassischen Pointen als von seiner zunehmenden Überdrehtheit und verrückten Situationskomik. Die hat Regisseur Anatol Preissler mit Pfiff manchmal gleich ins Irreale übersetzt, etwa wenn der vermeintliche Kadaver eines Chihuahuas - natürlich eine Puppe - gleich so klein ist, dass er unter einen Bobbyhelm passt. Das Bühnenbild (Elke Schottermüller) scheint ein wenig zu brav für diese irre Nummer.
Berg chargiert etwas zuviel und nimmt damit vieles vorweg. Von Pilchaus Blunt passieren die Dinge sozusagen mehr, das ist komischer. Zöckler wechselt zwischen niedlich-verrückt und ordinär, was ganz putzig ist, und von Hassel mimt den Gelassenen, dem nur manchmal der Wahnsinn aus den Augen hervorblitzt. Schumanns militante Gronya bleibt leider zu sehr Behauptung, Welter hat - Rollenschicksal - seinen größten Auftritt als Ohnmächtiger.
Zwei Stunden, eine Pause. Aufführungen bis 6. Dezember (außer montags). Karten: 0211/325151.