Kultur in Zeiten der Corona Schauspiel und Musik aus dem Home-Office

Düsseldorf · Tonhalle und D`haus möchten mit Video- und Beitragsreihen von zu Hause aus, den Kontakt zum Publikum aufrechterhalten. Das Ballett am Rhein hat auch einen kurzen Film veröffentlicht.

Martin Holtzmann sendet musikalische Grüße aus dem Home-Office.

Foto: Screenshot Tonhalle

Was ist ein Musiker oder ein Schauspieler ohne Publikum, was ein Dirigent oder Regisseur ohne Orchester und Ensemble? Auch für performative Künstler sind es zurzeit schwierige existenzielle Zeiten, in denen man vielleicht mehr denn je zuvor spürt, wie wichtig doch unser kulturelles Leben ist und für wie selbstverständlich wir das alles doch immer genommen haben. Wie sehr es dann auch weh tut, wenn wir auf die innig pochenden Herzen unserer Kulturorte verzichten – weil sie aus Vernunft leer bleiben müssen. Doch viele Künstler versuchen nun auf anderen Wegen, Kontakt zu ihrem Publikum zu halten – dies tun sie per Video, Audio & Co. auf bisweilen sehr individuelle und besondere Weise. Auch die großen Kulturinstitutionen der Stadt.

Schauspielhaus hat eine spezielle Magazin-Seite eingerichtet

Derartige mediale Nachrichten aus Home-Offices – Tonhalle, Schauspielhaus oder auch Oper arbeiten so gut es geht weiter, um auf ihr großes Comeback vorbereitet zu sein – sind sehr wichtig. Für das Publikum und auch für die Künstler und Akteure selbst.

So hat das Schauspielhaus ein „Magazin“, eine Art Blog, das sie D´mag nennen, eingerichtet, in dem immer wieder kurze Videos, Fotos, Texte oder kleinere Beiträge anderer Art veröffentlicht werden sollen (dhaus.de/blog/). Eine Reihe mit kurzen – sehr kreativ gestalteten – Videos von Mitgliedern des Ensembles von Zuhause nennt sich auf vieldeutig charmante Weise „D‘(zu)haus“. Ein spritziger Titel, der einerseits auf das geschlossene Haus, andererseits auf Zuhause rekurriert. Durchaus ästhetisch doppelbödig, wie auch die bisherigen Beiträge von Minna Wündrich, Jonas Friedrich Leonhardi und Florian Lange. Letzterer lässt das Publikum „live“ am Probenstart zur Inszenierung „Gott“ von Ferdinand von Schirach teilhaben – per Konferenzschaltung, mit weniger Eindrücken vom Probenstart und dafür einer speziellen Überraschung; diese wird indes hier nicht verraten.

Das Schauspielhaus bietet im Internet ein umfangreiches Angebot.

Foto: Screenshot D'Haus

Im Magazin für die performativ mageren Corona-Zeiten findet sich aber noch mehr. So etwa eine Videobotschaft des Leiters des Jungen Schauspiels, Stefan Fischer-Fels, zum Welttag des Kinder- und Jugendtheaters am 20. März. „Wir hören nicht auf, Geschichten zu erzählen, auch wenn wir zurzeit keine Theatervorstellungen haben“, sagt er in dem Video und betont, dass man die Aktivitäten in andere Kanäle verlagern möchte. „Wir suchen gerade nach einer Dramaturgie in dieser Krise“, sagt Fischer-Fels. Musikalischer wiederum geht es bei einer Botschaft des Theaterpädagogen Thiemo Hackel zu, der den so nostalgisch melancholischen und doch optimistischen Schlager „Theater Theater“ mit neuem Text versehen und gesungen hat. Setzt man am D’haus immer wieder auch auf einen Hauch Humor und sogar Ironie, so nimmt es die Tonhalle ein wenig ernster.

Tonhalle schickt Videobotschaften aus dem Home-Office

Auch sie bietet ihrem Publikum Videos für die konzertfreie Zeit (tonhalle.de/orchester/musikalische-gruesse-aus-dem-home-office/). So etwa werden immer wieder Mitglieder der Düsseldorfer Symphoniker Videobotschaften aus ihrem Home-Office schicken und mit kleinen Heim-Serenaden entzücken. Den Auftakt hat schon Cellist Martin Holtzmann gemacht, mit einer Kantilene von Bruckner, die wegen der Absage des Sternzeichens vorerst nicht im Mendelssohn-Saal erklingen durfte. Aber hoffentlich bald dann doch – man darf ja hoffen. Die inniglich schmerzliche Grundstimmung dieser Melodie mag irgendwie recht gut zu den heutigen Tagen passen.

Eine weitere Reihe, die die Tonhalle per Video an ihr Publikum bringen möchte, sind Video-Grüße von Chefdirigent Ádám Fischer, der zurzeit auf dem Land weilt. In diesen kurzen Filmen wird er auch Fragen seiner Zuhörer beantworten, die man in den Kommentaren unter den Videos auf YouTube stellen kann.

Ein zusätzliches Schmankerl gibt es seitens der Tonhalle auch noch. Ein Video-Mitschnitt vom Abschluss des Mahler-Zyklus mit der sechsten Sinfonie aus der Tonhalle vom 28. Februar. Hier kann man sie die Stimmung in unserem Düsseldorfer Konzerthaus nochmals in Erinnerung rufen – wehmütig und vielleicht auch mit Vorfreude auf bessere Zeiten, die bestimmt wiederkommen werden.

Ein vergleichbar ausgiebiges Angebot gibt es von der Deutschen Oper am Rhein zurzeit noch nicht. Allerdings findet sich auf der Facebook-Seite der Oper ein Post vom Ballett am Rhein (facebook.com/ballettamrhein/videos/583174028936374/), das eine Tänzerin und einen Tänzer (Gloria Todeschini und Calogero Failla) zu Hause beim Proben eines kleinen Stückes aus „Siebte Sinfonie“ von Uwe Scholz in Aktion zeigt.