NRW Adrien Perruchon und die Klangkraft
Düsseldorf · Die Düsseldorfer Symphoniker trumpfen unter Adrien Perruchon groß auf. Werke von Messiaen, Ravel und Prokofjew standen auf dem Programm.
Die DüSys mögen Adrien Perruchon. Das hört man, das sieht man auch, und zwar daran, dass die Musiker auf der Tonhallenbühne nach dem Schlussakkord dem Gastdirigenten aus Paris einhellig applaudieren. Das machen sie nicht oft.
Perruchon, der vor wenigen Jahren vom Pauker zum Dirigenten wechselte, hat mit dem Orchester offenbar intensiv gearbeitet, die Stärken der einzelnen Instrumentengruppen gefördert und sie so auch am Sonntagmorgen zu einem Spiel auf der Stuhlkante motiviert. Vielleicht hat dem Klangkörper der Landeshauptstadt auch das Programm gefallen, sein französischer Einschlag und sein hoher Anspruch. Endlich ist die Bühne mal wieder ziemlich voll, die Abstände scheinen fast normal, der Klang kommt groß und symphonisch. Da haben auch die Zuhörer Grund zur Freude.
An Messiaens „Oiseaux exotiques“ wagt sich das Orchester zum ersten Mal. Dabei ist das knapp viertelstündige Wechselspiel zwischen der virtuosen Klavierpartie und dem nur mit Bläsern und Schlagwerk klangprächtig besetzten Orchester eines der Schlüsselwerke im Oeuvre Messiaens. Er hat die eins zu eins in Musik übersetzten Vogelstimmen aus den Urwäldern dieser Welt in ein komplexes Stück verwoben, das den musikalisch „wilden“ 50er-Jahren einen so faszinierenden wie komplexen Impuls verlieh. Da zwitschert kein Zilpzalp, kein Kuckuck ruft, stattdessen geht es den klassischen Hörgewohnheiten ans Leder, die martialischen 39 Schläge am Schluss sind legendär. Das Tamtam hat fast so viel zu tun wie der grandiose Pianist: Bertrand Chamayou.
Der wirbelt hier noch mit beiden Händen über die Tasten, um beim zweiten Werk des Programms, Ravels Klavierkonzert für die linke Hand, die Rechte bequem ablegen zu können. Dafür rutscht er unentwegt auf dem Klavierhocker herum, um die extremen Lagen einhändig erreichen zu können. Der Ravel ist eine Klangorgie, schon der Beginn mit Kontrabässen und tiefstem Kontrafagott unerhört. Große, außergewöhnliche Musik, technisch virtuos, aufwühlend emotional.
Nach der Pause dann Prokofjews Ballettmusik zu „Romeo und Julia“, eine Zusammenstellung aus den Suiten aus der Hand Perruchons. Mit allen Gassenhauern, allen technischen Kabinettstückchen und vielen Petitessen. Etwas lang vielleicht, aber mitreißend bis zum bejubelten Ende, zu dem auch das Publikum seinen Beitrag leistet.
Info Montag, 4. Oktober, 20 Uhr, Tonhalle. Bereits um 19 Uhr der Startalk mit Bertrand Chamayou Karten unter 0211/913 87538, www.tonhalle.de