Souveränes Spiel ohne Sinnlichkeit und Witz
Gastspiel: Die Pianistin Elena Bashkirova trat im Schumann-Saal mit ihrem Jerusalem Chamber Music Festival auf.
Düsseldorf. Elena Bashkirova sitzt höchst konzentriert am Flügel. Ihr Gesicht ist fast regungslos, stoische Ruhe geht von der Pianistin aus, die aus einer großen Musikerfamilie stammt. Mit ihrem 1998 ins Leben gerufenen Jerusalem Chamber Music Festival ist sie erneut auf Einladung von Tonhallen-Intendantin Vera van Hazebrouck nach Düsseldorf gekommen, wo sie an zwei Tagen im Schumann-Saal gastiert.
Das Programm ist abermals gekennzeichnet durch eine große stilistische Vielfalt: Klassik, Romantik und Moderne erklingen im spannungsvollen Wechselspiel. Auf Strawinsky folgt am Freitag Mozart, dann Alban Berg und darauf Beethoven. Am Samstag sind es dann die Kontraste zwischen den grundverschiedenen Komponisten Robert Schumann und Arnold Schönberg, die eine ungewöhnliche Mischung der musikalischen Farben entstehen lassen.
Elena Bashkirova ist nicht nur künstlerische Leiterin des Festivals, sie ist auch die Musikerin, die in jedem Stück den Klavierpart übernimmt. Während sich die anderen Teilnehmer zwischendurch ausruhen können, sitzt Bashkirova unermüdlich am Flügel und spielt die teils sehr anspruchsvollen Parts - und das souverän. Allerdings erschöpft sich in diesen Qualitäten auch schon ihre künstlerische Ausstrahlung.
Denn so stilsicher und zuverlässig sie auch den Notentext umsetzt und kammermusikalisch koordiniert, fehlt es ihr an Klangsinnlichkeit, Witz und Eleganz. Ihr Mozart (Klaviertrio C-Dur) muss ohne den Humor auskommen, den ihm etwa Alfred Brendel oder Vladimir Horowitz zu entlocken vermögen. Auch in der Suite aus der "Geschichte vom Soldaten" von Igor Strawinsky geht ihr vieles ab, was den Charakter der Komposition ausmacht. Diese musikalische Ironie im militärischen Marschieren vermag sie nicht eloquent herauszustellen. Ihr Spiel bleibt ernst und blass.
Dass es auch anders geht, zeigt die Geigerin Latica Honda-Rosenberg mit zartem Schmelz und feinem Glanz. Oder auch Klarinettist Karl-Heinz Steffens mit leuchtend klarem Ton, ganz ohne Schärfe.
Beruflich Sie ist regelmäßiger Gast so namhafter Orchester wie den Münchner Philharmonikern, den Wiener Symphonikern oder dem Chicagoer Symphonie-Orchester. Dirigenten, mit denen sie bereits arbeitete, sind Sergiu Celibidache, Zubin Mehta und Michael Gielen.
Festival 1998 war sie Mitbegründerin des Jerusalem Chamber Music Festivals, das seitdem immer im September in Israel stattfindet und als Anziehungspunkt für weltbekannte Musiker gilt. Kennzeichnend ist, dass die Künstler auf Gage verzichten.