Sternzeichen-Konzert Von Trojahn, Strauss, Oper und dem Elphi-Effekt

Düsseldorf · Die Eröffnung der Sternzeichen-Saison brachte unter anderem einen guten Schuss Oper in die Tonhalle.

Eine Handbewegung, die Dirigent Antonino Fogliani an diesem Abend oft machen musste.

Foto: Susanne Diesner

Nach dem Gastspiel der Wiener Staatsoper und vorausblickend auf die konzertante Aufführung von Bartóks Herzog Blaubarts Burg, mag einen fast das Gefühl beschleichen, dass die Tonhalle eine zunehmende Affinität zum Musiktheater hat. Auch das erste Sternzeichenkonzert der Spielzeit könnte diese These stützen.

Betrachten wir die Zutaten für dieses erste Abo-Konzert der Düsseldorfer Symphoniker: Am Pult stand der den Operngängern bestens bekannte Italiener Antonino Fogliani, Principal Guest Conductor an der Rheinoper, für die leidenschaftliche Leitung von vollblütigen Belcanto-Opern geschätzt. Dort, wo es souveräne Hand, die durch schnelle Ensemble-Stücke, raffinierte Arien und vertrackte Duette leitet, braucht. Aber zurecht würde man sich Schelte holen, wenn man behauptet, dass ein ausgewiesener Operndirigent, sich auf dem Konzertpodium weniger sicher bewegt.

Werfen wir doch einen Blick auf das Programm, das unsere etwas gewagte und nicht ganz ernst gemeinte Opern-These zumindest in Teilen stützt. Der Abend stand im Zeichen Richard Strauss´, und das sicherlich nicht nur wegen dem 70. Todestag des Komponisten. Die Tonhalle liebt spätromantische Seelenlandschaften nach der Art des Münchners, der einen Klangkosmos geschaffen hat, der trotz inhärenter Modernität große Gesten für das Herz zulässt. Mit der Suite aus „Der Rosenkavalier“ op. 59 als Finale nahm man nahezu ein paradigmatisches Beispiel für eine „Verkonzertlichung“ von Oper. Und wie viel Odem aus der Oper steckt doch in dieser Suite. Wunderbar. Wenngleich man sich diesmal etwas weniger Mehlspeise, dafür mehr Grünen Veltliner gewünscht hätte. Bisweilen etwas schwer im Magen lag dieser Rosenkavalier – hätte man nicht mehr feine Spritzigkeit, schlankere, mal auch ironischere Beweglichkeit vom Orchester fordern können? Immer wieder den Finger vor den Mund zu halten, wie Fogliani es tat, hilft nicht. Dennoch gab es Jubel.

Auftritt eines Soprans mit felsenfester Stimme

Und damit wären wir bei noch mehr Oper. Nach Strauss’ „Tanz der sieben Schleier“ aus „Salome“ durften wir anschließend dem Schlussgesang aus „Salome“ mit der vielgerühmten Sopranistin Manuela Uhl horchen. Doppelbödige Kompositionskunst gefügt in einen gewaltigen Orchesterapparat. Da hilft die dämpfende Wirkung eines Orchestergrabens und ein Sopran, der eine felsenfeste, tragende Stimme hat, und der sowohl in der Phrasierung als auch in der Aussprache keine Zweifel aufkommen lässt.

Uhl hatte an diesem Abend eine edelsamtige Stimme, mochte diese gerne ausdrucksvoll nuancieren, indem sie weniger auf definierte Klarheit als mehr auf vielfarbige Ausdeutung setzte. Doch kam – zumindest auf einigen Plätzen des Saales – von dieser nur wenig an. Wollte Fogliani auch alles scheinbar Mögliche tun, um die Symphoniker im Volumen zu dämpfen, es gelang nicht. Vielleicht lag es an den ausladend einladenden Gesten. Doch den Düsys, die mit einer untrüglich klangsinnlichen Qualität spielten, darf man dies nicht ankreiden. Uhl drang nicht durch. Mutig ist es schon, Salome (selbst in Teilen) konzertant zu geben – doch wirklich deutlich besser erging es den „Vier letzten Liedern“ von Strauss auch nicht. Auch hier braucht es eine glasigere Transparenz im Orchester und vor allem eine deutlichere Diktion im Gesang. Oder lag es wirklich nur am Sitzplatz? Elphi-Effekt? Schwierige Frage. Emotion und Kultur hat Uhl ohne Zweifel.

Eigenschaften, die Manfred Trojahns „Herbstmusik – Sinfonischer Satz Überschreibung III. Zustand“ auch zu eigen sind. Tiefgründige Musik, die erschaudern und träumen lässt. Man möchte gar nicht wissen, wie der 1949 geborene Komponist dieses Werk handwerklich erarbeitet hat – die Küche soll geschlossen bleiben. Denn das Ergebnis ist mitreißend musikalisch, durchdrungen von poetischer Ausdruckskraft, die man nicht entzaubern möchte. Ein Höhepunkt, direkt zu Beginn und emphatisch: ein Sinfonischer Satz. Keine Oper, die irgendwie doch lieber in die Opernhäuser gehört.

Nochmal am Montag, 20 Uhr, Tonhalle (Ehrenhof).