Theater an der Kö: Ehebruch als „Wimpernschlag der Seele“
Das Stück „Wenn der Kuckuck dreimal ruft“ feierte im Theater an der Kö Premiere.
Düsseldorf. Hilary ist eigentlich eine glückliche Frau. Wieso auch nicht? Sie führt eine liebevolle Ehe an der Seite des englischen Lords Victor. Sie leben in einem Schloss, ihr mangelt es an nichts. Und in der Championzucht hat die Hausfrau und Mutter zweier reizender Kinder ein erfüllendes Hobby gefunden. Ja, alles scheint perfekt. Bis zu dem Tag, an dem er als Tourist zu Besuch im Schloss wieder in ihr Leben tritt: der charismatische Amerikaner Charles, der ihr vor Jahren in Paris den Kopf verdrehte. Die Leidenschaft für den Draufgänger flammt erneut in ihr auf, doch Victor denkt gar nicht daran, seine Frau so einfach einem anderen Kerl zu überlassen. Hat ihre Ehe noch eine Chance?
Was passiert, wenn das Gras auf der anderen Seite auf einmal viel grüner erscheint, thematisiert die Komödie „Wenn der Kuckuck dreimal ruft“ von Hugh und Margaret Williams, die am Freitagabend im Theater an der Kö Premiere feierte. Das Ensemble setzt den aus den 50er Jahren stammenden Stoff auf entsprechend englische und altmodische Weise um — und das im besten Sinne. Christian Wolff mimt souverän den betrogenen Ehemann, der den Kampf um seine Frau mit vornehm-britischer Diskretion aufnimmt. Anja Kruse verkörpert glaubwürdig die leicht unterkühlte Engländerin, die von Nerzmänteln und einem Leben voll Abenteuer träumt.
Das hat Victor längst erkannt und lädt seinen Kontrahenten (gespielt von Patrick Wolff) für ein Wochenende ins Schloss ein. Es beginnt ein amüsantes Possenspiel, das mit dem Auftritt von Olivia Silhavy als Hilarys alte Freundin Hattie zusätzlich an Dynamik und Schwung gewinnt. Der mondänen, temperamentvollen Junggesellin bereitet die vertrackte Situation der Liebenden nämlich einen Heidenspaß. Die Dialoge zwischen den vier Akteuren bestechen mit geschliffenem Wortwitz, sarkastischen Bemerkungen und unverhohlenen Seitenhieben. „Sie attackieren meine Dame!“, echauffiert sich etwa Victor beim Schachspiel gegen Charles.
Schließlich mündet der Konflikt ganz klassisch in einem Duell, in das Victor seinen Rivalen geschickt manövriert. Loyale Unterstützung erhält er von Butler Sellars, den Rolf Kuhsiek so herrlich trocken und kauzig spielt, dass er die Lacher des Publikums stets auf seiner Seite hat und die tendenziell steife Handlung immer wieder auflockert. Mit seiner Hilfe kann der verwundete Victor Hilary daran erinnern, wem ihr Herz wirklich gehört. Nachtragend ist er nicht. Denn in einer intakten Ehe, dessen ist er sich sicher, bedeutet ein Seitensprung doch kaum mehr als einen „Wimpernschlag der Seele“. Das Publikum seufzt ob dieses poetischen Schlussworts und spendet anhaltenden Applaus.