Theater: Die groteske Welt der Männer
Das Schauspielhaus zeigt eine gelungene Premiere des Stücks „Männerhort“.
Düsseldorf. Diese vier Männer verteidigen zäh ihr Refugium gegen die Übermacht ihrer Gattinnen. Noch einmal wagt sich Feuerwehrmann Mario als Spion in Frauenkleidern hinter die feindlichen Linien, doch bei der Rückkehr bleibt ihm nur ein resigniertes "Habt ihr mal Titanic’ gesehen?"
Nach (etwas zu) kurzen 75 Minuten ist der Untergang im Kleinen Haus des Düsseldorfer Schauspiels perfekt. Lars, Helmut, Mario und Eroll verhungern an ihren eigenen Geschlechterklischees. Frauen gehen shoppen, Männer in den Baumarkt. Frauen essen Bio, Männer bei McDonald’s. Frauen wollen reden, Männer gucken Fußball.
Kristof Magnussons Stück "Männerhort" leidet an einer Anhäufung von Gemeinplätzen bei gleichzeitig hohen Komikwerten. Ganz entgeht auch die junge iranischstämmige Regisseurin Sahar Amini, die zuletzt im Central Julia Wolfs "Der Du" inszenierte, diesem Boulevard der Geschlechter nicht. Doch ihre Inszenierung unterläuft dabei geschickt die Fallen des Stücks.
Schon Claudia Stolles Bühnenbild deutet den Männerkeller zu einem bunkerähnlichen Betonneubau mit heraushängenden Kabeln um, der nur durch eine Deckenluke zu betreten ist. Sofa, Fernseher und Pin-ups schaffen etwas, wofür das Wort "Gemütlichkeit" eine Beleidigung wäre.
Herr dieses Reich ist Helmut (Daniel Graf), ein passionierter Löter mit Basecap. Der spindeldürre Lars (Andreas Bichler) als breitbeiniger Frauenheld in hautengen Jeans dagegen droht unter der Last weiblicher Ansprüche erdrückt zu werden Der dritte im Bunde ist Eroll (Milian Zerzawy), latent homosexuell, mit Designerbrille (Kostüme: Julia Rösler) und Täschchen, der weinerlich seine Zugehörigkeit behauptet.
Da der Fernseher kaputtgeht, redet man miteinander: über Frauen, ihr Innenleben. Und je deutlicher der Keller zum Basislager rausgeworfener Männer wird, desto mehr treibt die Regie das Stück in die Groteske: Posen frieren ein, Gesten geraten in eine Endlosschleife. Das lässt den Spielrhythmus zunächst stocken, verortet die Figuren jedoch nicht mehr als Klischee, sondern nur als dürres Zitat eines Klischees.
Als letzter stößt schließlich Feuerwehrmann und Hip-Hopper Mario (Denis Geyersbach) zur Truppe. Der Hort der Jungs ist komplett.
Regie: vier von fünf Punkten
Schauspieler: vier von fünf Punkten
Bühne: vier von fünf Punkten