Düsseldorf-Grafenberg Theater Flin-Chef: „Das Schicksal hat es wirklich gut mit uns gemeint“
Vor einem halben Jahr öffnete sich der Vorhang des Theaters „Flin“ erstmalig an neuer Stätte in Grafenberg. Eine Bilanz.
Düsseldorf. Es begann mit einem Schock. Das 15 Jahre lang in Flingern existierende Privat-Theater Flin musste die Spielstätte an der Ackerstraße verlassen. Eine neue Heimat fanden Theaterleiter Oliver Priebe und Philipp Kohlen-Priebe nun an der Ludenberger Straße in Grafenberg, sie nennt sich seit dem ersten Vorhang im März dieses Jahres „KaBARett Flin“. Die Schockstarre wich nun dem brummenden Geschäft.
„Lange haben wir mit dem Schicksal gehadert und sind jetzt glücklich, dass das Schicksal es so gut mit uns gemeint hat“, sagt Philipp Kohlen-Priebe. Von der Wiedereröffnung im März bis heute sei praktisch jede Veranstaltung ausverkauft gewesen. Bei etwa 80 Veranstaltungen à 99 Plätzen komme man da auf rund 8000 Besucher.
Mit Stolz führt er uns durch sein Theater, eine Mischung aus Bar, Restaurant und Musentempel. Die tiefbraune Vertäfelung sei von Vorbesitzern mit schmucklosen Panelen überdeckt gewesen. Wo der Besucher heute über historisches Holzparkett läuft, habe vor den Restaurierungsarbeiten ein Linoleumboden gelegen. „Ist halt pflegeleichter“, antwortet Kohlen-Priebe lakonisch auf unsere Frage nach dem möglichen Grund, echtes Parkett durch solch prosaischen Bodenbelag zu überdecken.
Es geht weiter in den idyllischen Hinterhof, der deutlich tiefer liegt als das Erdgeschoss des Hauses. Eine Treppe führt hinab in die Ruhe, die nur 100 Meter entfernt von der stark befahrenen Straße herrscht. „Hier hört man die Eichhörnchen die Nüsse knacken“, sagt Kohlen-Priebe und fügt im Brustton der Überzeugung hinzu: „Das ist die schönste Raucher-Lounge, die man in der Stadt haben kann.“
Von den Grafenbergern, Ludenbergern und Gerresheimern sei man unglaublich offen aufgenommen worden, frohlockt Kohlen-Priebe. „Und unser alter Publikum aus Flingern ist uns treu geblieben.“ Einziger Wermutstropfen: „Wir haben die Guckkastenbühne eingebüßt.“
So sei das ganze künstlerische Konzept noch einmal überdacht worden. „Große Bühnenbilder können wir nicht aufbauen.“ Theater gespielt werde aber dennoch. Dazu passt freilich der tief orangefarbene Theatervorhang aus dem alten Schauspielhaus, Jahnstraße, der mit an die neue Adresse des Flin gezogen ist.
Gut angenommen werde derweil auch das gastronomische Angebot aus der kleinen Küche. „Wir haben alte Familienrezepte von unseren Großeltern übernommen.“
Im Herbst steht unter anderem eine Kürbissuppe auf der Speisekarte. „Ein Drittel der Gäste kommt vorher zum Essen“, sagt Kohlen-Priebe. Die Essensgäste hätten dann noch das Privileg, einen der erhöhten Logenplätze mit Tisch zu ergattern. Bis Veranstaltungsbeginn sollte aber das Diner beendet sein, zu trinken gebe es wiederum durchgehend.
Und wer nach der Vorstellung noch feiern wolle, für den biete die Ludenberger Gegend ein gutes Angebot an netten Lokalen. Deren Betreiber seien froh über den Zuzug des Flin, weil die traditionsreiche Ausgeh-Meile, um die es zuletzt etwas still geworden war, nun wieder mehr frequentiert werde.