Theater Flin: Hommage an Heinz Erhardt
Die temporeiche Collage „Der kleine Abend für den großen Heinz“ lässt den Komiker auf der Bühne wiederauferstehen.
Düsseldorf. Die Premieren der Hausproduktionen im Theater Flin sind für das Stammpublikum oft das Highlight der Theatersaison. Gespannte Erwartungen also am Freitagabend bei Ensemble und Gästen. Mit der Heinz-Erhardt-Revue „Der kleine Abend für den großen Heinz“ steht eine Collage aus Biografie, Sketchen und Gedichten auf dem Spielplan, die wieder einmal Wohlfühlatmosphäre auf die Bretter in Flingerns „kuscheligstem Wohnzimmer“ zaubern soll.
Kein plattes Nacherzählen von Lebensgeschichte, keine Aneinanderreihung von Anekdoten soll es sein, sondern eine Verneigung vor dem „Philosophen der Freundlichkeit“, wird zu Beginn versprochen. Das kann bei einem Mann wie Heinz Erhardt nicht ohne Kalauer vonstatten gehen. Dadurch, das aber jeder im Publikum die Erhardtschen Gags kennt, bekommt das ganze seinen eigenen Reiz. Zum Beispiel beim Sketch, in dem alle Wörter mit G anfangen müssen. „Griechenland“, sagt der Bühnen-Erhardt. „Gute Geschäftsgegend“, ruft einer aus dem Publikum zurück, während sich die anderen die Bäuche vor Lachen halten. Ungewöhnlich, dass das Publikum die Rollen schon bei der Premiere mitsprechen kann.
Zum Glück ist aus der Hommage keine plumpe Nacherzählung geworden. „Ich wollte alles, bloß keinen Heinz Erhardt Imitator auf der Bühne, keinen dicken Mann mit Brille auf der Nase“, erklärt Regisseur Philipp Kohlen-Priebe. Das ist ihm gelungen, das Ensemble aus Renate Söhnigen, Karin Halinde und Daniel Marré spielt geschlechterübergreifend alle Figuren. Was sie auszeichnet, sind die wechselnden Monologrollen, das hohe Tempo und der spielerische Umgang mit dem gar nicht so leichten Wortwitz.
In den besten Momenten entsteht eine Aufführung mit der Geschwindigkeit einer Screwball-Comedy. Dankenswerterweise legt das Ensemble einen Schwerpunkt auf den nachdenklichen, melancholischen Humorarbeiter Erhardt und nicht auf den Klamauk-Onkel aus den Fernsehfilmen der 60er und 70er Jahre. Filme, die Erhardt wohl selbst nicht besonders gemocht hat, wie das Publikum im biografischen Teil des Stücks erfährt.
Leider ist das schon die größtmögliche Annäherung an den privaten Menschen Heinz Erhardt. Seine persönlichen Eigenheiten bleiben oberflächlich gesponnen. Möglichkeiten dazu hätte es genug gegeben, Erhardts berüchtigtes Lampenfieber etwa, der übermäßige Alkoholkonsum, oder, was für den Sprachartisten der Verlust des Sprachzentrums in Folge eines Schlaganfalls bedeutet hat.
Diesen heiklen, weil wenig unterhaltsamen Punkten, entzieht sich die Aufführung und setzt stattdessen mit Mit-Sing-Klassikern wie „Fährt der alte Lord fort“ voll auf den Heimatabend. Den Menschen Heinz Erhardt lernt an diesem Abend niemand kennen. Was bleibt sind wohl zwei unterhaltsame Stunden mit Anekdoten aus Erhardts Leben und seinen gereimten Evergreens. Frenetischer Applaus bei den meisten Zuschauern.