Theater: Fräuleinwunder und der böse Wolf
Die "Rotkäppchen-Report"-Premiere wird von den Zuschauern im Theater Flin bejubelt.
Düsseldorf. Das klassische Märchen beginnt mit "Es war einmal..." und hat mitnichten ausgedient. Allerdings sollte es nach bester Rapper-Manier "aufgepimpt" sein - so wie der "Rotkäppchen-Report", der Premiere im Flin Theater feierte.
Die Hauptperson (Karin Halinde) trägt noch immer die titelgebende Mütze, kombiniert mit dekolletiertem Dirndl plus knatschroten Stöckelstiefeln. Das Fräuleinwunder hat seinen Wolf zum Fressen gern.
Doch frei nach dem Motto "Wo das Bessere kommt, muss das Gute weichen" ist Wolfi-Boy passé, als ein ominöser, aber natürlich traumschöner Prinz (Oliver Priebe) auf der Bildfläche erscheint.
"Wallungen der Lust durchziehen die Brust", singt Rotkäppchen, denn die Inszenierung (Regie: Philipp Kohlen-Priebe) ist nicht bloß Erzählung, sondern eine musikalisch erzählte Trash-Revue.
Als Accessoires gibt es Figuren wie die in ein Paillettenkleid gewandete Hanni Hitzig (Renate Söhnigen), einer Art Kummerkastentante und Sparring-Partner.
Die Story: Weil die Liebe ein seltsames Spiel ist, muss sich Rotkappe durch allerlei Irrungen und Wirrungen finden, trifft auf ihre alte Freundin Gretel, die nun mit einem Förster verheiratet ist und immerzu große Wäsche hat, oder ihre alte Bekannte Goldmarie - dank ihrer vielköpfigen Kinderschar eine Art Ursula von der Leyen des Märchenwaldes.
Wenn nicht zum Klavierspiel Dirk Thoms’ ohne Furcht vor Peinlichkeiten gehoppelt, gehüpft, getänzelt und gesungen wird, gibt es Weisheiten wie "Die besten zehn Jahre einer Frau liegen zwischen ihrem 39. und 40. Geburtstag" oder "Es gibt Männer, die mit ihrem Mangel an Charme erstaunlich verschwenderisch umgehen".
Auch wenn der "Rotkäppchen-Report" eine ironische Einlassung auf Märchenhaftes ist, gibt es doch das gewohnt schöne Happy end. Das Publikum erklatschte sich begeistert eine gesangliche Zugabe.
Aufführungen: 17., 20. und 28.Juni, jeweils 20 Uhr. Karten: Telefon 0211/ 6798871.