Der Dirigent formt ein mitreißendes Ensemble

Helmuth Rilling ist der Star beim Abschlusskonzert des Kirchenmusikfestes. In der Tonhalle hebt er Chor und Musiker auf sein hohes Niveau.

Düsseldorf. "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!" - so setzt der Chor ein in Felix Mendelssohn Bartholdys 2.Symphonie mit dem Titel "Lobgesang". Und besonderes Lob gebührt ausdrücklich einem Herrn, nämlich Helmuth Rilling, der nach Düsseldorf in die Tonhalle kam, um zum Abschluss des Evangelischen Kirchenmusikfestes acht Kantoreien der Stadt zu leiten und musikalisch merklich zu heben. Als Instrumental-Ensemble spielte das Symphonieorchester Wuppertal.

Sänger aus den Kantoreien der Friedens-, Kreuz-, Johannes-, Luther-, Matthäi-, Neander- und Stephanuskirche sowie der Kantorei Gerresheim formierten sich zu einem großen Chor, der (fast) für Gustav Mahlers Symphonie der Tausend ausgereicht hätte.

Die Chor-Bestuhlung reichte nicht aus, sodass die beiden angrenzenden Seitenparketts ebenfalls mit Sängern besetzt waren. Aus Kantoreikreisen wurde bekannt, dass Rilling, der weltbekannte und entsprechend vielbeschäftigte Oratorien-Dirigent, im Vorfeld immerhin drei Proben geleitet hatte.

Einmal mehr stellte Rilling unter Beweis, wie er Chor und Orchester zu einem musikalisch mitreißenden Ensemble formen kann. Der knapp mittelgroße, etwas gebeugt gehende Herr mit Silberhaar und randloser Brille bedarf keines titanenhaften Auftretens.

Seine dezente, im Bewegungsradius maßvolle, aber sehr klare Zeichengebung sorgte für ein durchweg aufgeräumtes Klangbild mit sicheren Einsätzen und hoher Transparenz.

Und die starke künstlerische Ausstrahlung der Darbietung stellte wieder einmal klar, wie entscheidend Dirigenten Aufführungen prägen können. Rilling gelang es, in der Weltrangliste nicht unbedingt ganz vorne stehende Mitwirkende auf sein hohes Niveau zu heben.

Allerdings hatten die Chöre bis auf ihre Beteiligung an der Aufführung von Mendelssohns Lobgesang-Symphonie nichts zu tun. Vor der Pause erklang Johann Sebastian Bachs weltliche Kantate "Der Streit zwischen Phoebus und Pan" für sechs Gesangssolisten und Orchester.

Die Profi-Sänger, allen voran Sibylla Rubens (Sopran) und in der Phoebus-Partie Thomas Laske (Bariton), stellten das Theatralische dieser Beinah-Oper lebendig heraus. So anregend das auch daherkam, eine geistliche Kantate mit Chor-Beteiligung hätte zum Höhepunkt eines Kirchenmusikfestes besser gepasst.