Theatermuseum: Alte Roben in neuem Licht
Im Hofgärtnerhaus lassen sich die Stimmen der Schauspieler per Kopfhörer abrufen.
Düsseldorf. Das Theater lebt von Aktionen auf der Bühne und Reaktionen im Zuschauerraum. Jedes Theatermuseum hat es schwer, das mit bloßen Entwürfen zu Inszenierungen, Kostümen und Bühnenräumen diese Lebendigkeit nachzuzeichnen versucht. Neue Medien sind bessere Voraussetzungen, um den flüchtigen Augenblick wenigstens in Endlos-Bändern ahnen zu lassen.
Das Museum am Hofgarten hat kein Geld, um etwa das Kostüm der Marina oder des Boris aus dem "Boris Godunow" in steter Bewegung zu halten, wie es Vladimir Klitschko als Kurator auf der Biennale in Venedig getan hat.
Die kostbare Robe Marinas von 1979 ist brav und bieder über einem schwarzen Balg befestigt. Daran hat sich auch in der neuen Präsentation nichts geändert.
Direktor Winrich Meiszies und sein Team haben sich viel Mühe gegeben, um neue Dokumente aus den Depots ans Tageslicht zu befördern. Die vielen Blätter sind allerdings windschief wie bei der bisherigen Präsentation aneinander gereiht, als hätten die Handwerker abermals keine Wasserwaage gehabt. Auch Querverbindungen etwa zur aktuellen Schau der Sammlung Stoschek über die Aktionskunst sucht man vergebens.
Das hat zur Folge, dass die herrlichen Quellen bei Stoschek zum futuristischen Manifest und generell zum Bauhaus-Stil unberücksichtigt bleiben. Die Mitarbeiter im Theatermuseum agieren allzu introvertiert.
Beispielsweise ist dort eine Kostümzeichnung von Eduard Sturm zu Shaws "Methusalem" von 1927 zu sehen. Sie zeigt kubische Drahtgestelle, die den Tänzern wie umgekehrte Blumentöpfe umgeschnallt sind. Das Blatt bleibt ohne Kontext weder zum Schlemmer-Ballett noch zur Habakuk-Skulptur des Surrealisten Max Ernst am Grabbeplatz.
Doch es gibt auch Erfreuliches im Haus. So stehen drei Klappsessel vor einer Marionettenszene zum "Faust" von 1947. Der Museumsgänger darf sich hinsetzen und hat zu seinen Füßen ein Video mit Puppen aus einer aktuellen Szene. Ein gutes Zusammenspiel aus verschiedenen Epochen.
Ein weiteres Novum ist akustischer Art. Im Kabinett hängen nummerierte Fotos von Schauspielern. Der Gast kann sich einen Kopfhörer aufsetzen und passend zu den Akteuren auf eine Ton-Taste drücken. Er wird erschrocken über den Singsang von Louise Dumont als "Jungfrau von Orleans" sein. Da ist Bernhard Minettis Stimme in Sternheims "Tabula Rasa" härter, kräftiger und zeitgemäßer. Beredter kann kaum die Entwicklung der Bühnensprache präsentiert werden.