Architektur-Kolumne Wo wir Geschenke kaufen, ist entscheidend: Weihnachten die Stadt retten

Düsseldorf · Die Zukunft der Nordstraße und des Benrather Markts hängt auch davon ab, wie wir unsere Geschenke kaufen. Über Entscheidungen in der Weihnachtszeit schreibt Daniel Fuhrhop in der Architekturkolumne.

Oben: Der Kö-Bogen – die Rückseite entlarvt das wahre Gesicht der Shopping-Center. Unten: Wir entscheiden mit jedem Einkauf, ob Marktplätze erhalten bleiben. 

Foto: ja/Daniel Fuhrhop

Ein Klick im Online-Shop kommt einem harmlos vor, aber was daraus folgt, haben wir in Düsseldorf erlebt: Auch wegen Amazon & Co. hat erst das Modehaus Bornemeyer aufgegeben und dann das Schreibwarengeschäft Hennig. Was stattdessen entstand, haben nur wenige gesehen – Amazon ist keine Stadt, sondern baut gigantische Warenhallen. Eine davon steht in Werne im nordöstlichen Ruhrgebiet, sie ist zweihundert Meter breit und fünfhundert Meter lang und würde in Düsseldorf vom Carschhaus bis zum Carlsplatz reichen.

Vor einer anderen Gefahr für den klassischen Einzelhandel warnt ein prominenter Düsseldorfer: Der 92jährige Architekt, Unternehmer und Städtebauer Walter Brune betitelt sein neuestes Buch „Stoppt die Verödung unserer Städte durch Shopping und Outlet Center vor den Stadtgrenzen“. Dabei hat Brune selbst vor einem halben Jahrhundert das Rhein-Ruhr-Zentrum entworfen, doch dann sah er, wie dadurch die Mühlheimer Schlossstraße verödete, und widmete sich dem Kampf für lebendige Städte.

Mit der Kö-Galerie entwarf er zwar ein Shopping-Center, aber ein kleines, in die Umgebung integriertes, mit kunstvollen Details (die der Centerkonzern ECE teilweise entfernte, nachdem er die Kö-Galerie vor bald fünf Jahren mit übernahm). Weniger bekannt ist das von Walter Brune entwickelte Klemensviertel, ein Kleinod neben dem Kaiserswerther Markt, mit liebevoll angelegtem Platz mit Brunnen und Glockenturm. Es ist eine Seltenheit: Ein neu gebautes Stadtviertel, aber trotzdem lebendig. Das lohnt einen Ausflug in der Vorweihnachtszeit.

Das Klemensviertel bildet die Ausnahme, doch in der Regel wirken Neubauten wie das Shopping-Center Bilk Arcaden, mit zugepflastertem Umfeld und nur so viel Öffnungen, um optimal die Konsumenten reinzusaugen. Besonders unwirtlich zeigen sich solche Center auf ihrer Rückseite, also probieren Sie einmal, die Bilk Arcaden komplett zu umrunden.

Das Schlimmste aber: Jeder Euro, der im Shopping-Center oder bei Amazon landet, fehlt den Händlern in der Nordstraße und der Westfalenstraße, in der Rethelstraße und am Benrather Markt. Wenn Ihnen diese Orte am Herzen liegen, kaufen Sie dort Ihre Weihnachtsgeschenke. Zum Beispiel die früheren Bücher von Walter Brune: „Centro Oberhausen: Die verschobene Stadtmitte“ oder „Angriff auf die City“. So werden Sie zum Verteidiger der City und schenken nicht nur Ihren Liebsten etwas, sondern der ganzen Stadt und damit sich selbst.