Wenn Jim Knopf und sein Freund Lukas lebendig werden

Generalprobe im Marionettentheater: Anton Bachleitner und sein Team lassen wieder die Puppen tanzen.

Foto: Judith Michaelis

Jim Knopf (Judith Schweiger) und Lukas, der Lokomotivführer (Anton Bachleitner), sind gerade in Mandala. Genauer gesagt stehen die beiden vor den drei mächtigen Bonzen der Stadt Ping. Mit fließenden Bewegungen laufen die Marionetten auf der Bühne hin und her, verschmelzen perfekt mit dem opulenten Bühnenbild. Hier ein filigranes Kopfnicken, dort eine zarte Handbewegung, dann wieder eine ausladende Geste. Stop! Musik und Ton aus! Kurze Pause.

Es ist Generalprobe im Düsseldorfer Marionettentheater, denn am Abend steht um 20 Uhr die Wiederaufnahme von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ auf dem Programm. Seit drei Tagen proben Leiter Anton Bachleitner und das Ensemble nun wieder mehrere Stunden täglich auf diesen großen Moment hin. In rund zwei Metern luftiger Höhe ist ihr Arbeitsplatz. Dicht gedrängt stehen fünf schwarz gekleidete Puppenspieler nebeneinander, alle haben den Rücken leicht gebeugt, die Arme sind zum Teil ganz ausgestreckt. Das über mehrere Stunden hinweg. Wer hier arbeitet, der braucht neben schauspielerischem Talent und Erfahrung im Puppenspiel, auch viel Geschick, Konzentration und Kreativität. Denn wie ein Schauspieler versetzt sich der Puppenspieler in seine Rolle.

„Man braucht lange, um die Technik und das Spiel gleichzeitig zu beherrschen“, erklärt Bachleitner, der Lukas spielt. „Aber irgendwann denkt man dann nicht mehr nach, man ist die Puppe, erlebt ihre Emotionen.“ Die Puppe ist also der verlängerte Arm des Schauspielers oder ist es doch umgekehrt? Anton Bachleitner beschreibt den Zustand des Spielens als „eine Art Trance.“ „Auf einmal passiert alles von selbst. Es geschieht einfach, man ist ganz in den Moment versunken!“

Auch Anna Zamolksa, die einen von den Bonzen und König Alfons spielt, sieht das ähnlich. „Jede Puppe hat ihre eigene Harmonie. Durch das Spielen wird man zu ihr.“ Ihr Liebling in diesem Stück ist König Alfons. „Natürlich habe ich bestimmte Choreographien, aber ich finde auch immer wieder eine neue Bewegung bei einer Szene“, erklärt sie. Viel Liebe und Herzblut, das braucht es, um Puppenspieler zu werden, sagt Anton Bachleitner. Nicht zu vergessen der Teamgeist. „Es hat etwas Magisches, wenn wir dann alle dort oben mit unseren Puppen stehen. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit, wir treten hinter den Puppen zurück.“ Tun denn nach einem langen Abend die Finger weh? Nein, eigentlich nicht. „Man kann sich bequem an das Geländer lehnen. Es ist nicht so anstrengend, wie man denkt“, sagt Anna Zamolksa. Und Anton Bachleitner fügt hinzu: „Klar, man merkt zum Beispiel nach den Ferien, dass auch mal die Finger aus der Übung sind, aber das spielt sich schnell wieder ein.“ Ein besonderes Finger- oder Handtraining gibt es nicht. „Die täglichen Aufführungen sind das Training.“