Wise Guys: A-capella-Pop mit Tiefgang
Konzert: Die Wise Guys begeistern in der Tonhalle mit Selbstironie und dem besonderen Gefühl.
Düsseldorf. Die Tonhalle ist restlos ausverkauft, das Publikum vom ersten Ton an dabei. Die etwas in die Jahre geratene Boy-Band auf der Bühne wird frenetisch bejubelt. Nein, es ist nicht das erste Konzert von Take That in Deutschland nach ihrer Reunion (findet am 4. Dezember bei "Wetten dass?" in Düsseldorf statt). Es sind die Wise Guys, die selbsternannten "Besserwisser".
Seit gut 20 Jahren sind die Wise Guys eine der bekanntesten deutschen A-capella-Gruppen, auch wenn sie selber den Begriff gar nicht so gerne hören: "Wir sagen lieber Vokal-Pop dazu, dann wird unsere Musik auch nicht mehr mit italienischen Eissorten verwechselt", sagt Sänger Eddi.
"Klassenfahrt" heißt das aktuelle Album der Wise Guys, und damit dürfte die Zielgruppe klar umrissen sein. Gekommen sind vor allem junge Erwachsene und Familien mit Kindern. Schwer zu sagen, wer hier wen mitgebracht hat, ob die Kleinen die Großen oder umgekehrt. Das ist aber ohnehin völlig egal, denn textsicher sind sie alle. Und so entsteht ein Gemeinschaftsgefühl wie bei einem Gospelgottesdienst. Und damit kennt sich die etwas andere Boy-Band aus, schließlich tritt sie auch regelmäßig beim evangelischen Kirchentag vor bis zu 70000 Zuhörern auf.
Das Erfolgsrezept der kölschen Boy-Band besteht aus gereimten Lebensweisheiten, versehen mit viel Gefühl, Witz und einer Portion Tapferkeit. Das alles wird verpackt in ungewohnt leichtfüßige deutsche Texte. In den Texten der Wise Guys kann sich jeder wiedererkennen.
Es geht um den Informationsmüll in Zeiten des Web 2.0, Spießer, Streber und immer wieder um die Liebe. Und zwischendurch werden auch schon einmal Texte von Shakespeare und Schiller gerappt. "Wir sind halt Hip-Hopper gefangen im Körper von A-capella-Heinis", sagt Sänger Dän dazu. Selbstironie haben sie ja.
Für ihre Fans sind die Wise Guys das gute Gefühl auf Rezept, ihre Konzerte wirken auf sie befreiend wie eine Gruppentherapie. Und wer will, konnte nach dem Konzert auch gleich noch Gutes tun. Direkt neben ihrem Merchandisestand wirbt die Band nämlich für Misereor.