Düsseldorf Zweite Kunstsammlung in einer Woche

Nach Gil Bronner stellt sich das Ehepaar Dahmen als neue Sammler der Öffentlichkeit vor.

Foto: Judith Miachelis

Düsseldorf. Düsseldorf scheint ein gutes Pflaster zu sein, um junge Kunst zu kaufen und zu zeigen. Kaum hat Gil Bronner seine Sammlung eröffnet, da laden auch schon die nächsten Kunstfans zur Vernissage. Rosi und Rudolf Dahmen, die bis vor zwei Jahren in Mönchengladbach lebten, haben in Düsseldorf eine ehemalige Squash-Anlage in ein Kunstzentrum verwandelt. Am Samstag ab 18 Uhr laden sie auf die Engerstraße 56 zur Vernissage. Die Eröffnung ist ein Paukenschlag, präsentieren sie doch die Freunde Ralf Berger und Gregor Schneider. Berger ist Aktionskünstler, Schneider Akademieprofessor und Gewinner des Goldenen Löwen in Venedig. Sie zeigen Dinge, auf die die hiesigen Institute schon lange hätten kommen können.

Foto: Knappe

Die umgebaute Squashalle ist Wohnung und Ausstellungsort. Wo die Lederpolster und der Esstisch stehen, war früher eine Gastronomie für die Sportler. Die 13 ehemaligen Squash-Courts liegen tiefer, damit die Betreiber das Geschehen kontrollieren konnten. Heute lässt sich vom Wohnbereich aus die Kunst bewundern.

Foto: Dirk Jochmann

Dort hat Ralf Berger passend zur Fußball-Europameisterschaft eine ironische Installation gemacht, indem er 3000 Sturzgläser (glatte Marmeladengläser) gekauft und mit schwarzen, roten und goldenen Deckeln versehen hat. Jedes Glas hat er geöffnet, ein „Hurra“ hineingebrüllt und den Deckel wieder aufgeschraubt. Die Aktion wurde gefilmt und wird heute auf die Wände projiziert. Wer auch immer gewinnt, der Siegesruf ist ihm sicher.

Ralf Berger wird in ein Taucherbecken steigen, unter Wasser gehen und so lange dortbleiben, wie der Sauerstoff in einem Atemgerät reicht. Hausherr Dahmen verspricht, bei jedem Fußballtor etwas warmes Wasser hinzuzufügen.

Gregor Schneider verbreitet sich mit seiner Kunst im gesamten Haus. Die Überlebensfiguren aus seiner Aktion in Kalkutta gesellen sich zu den Wohnzimmermöbeln. Das dazugehörende Video zeigt, wie e sich seine Strohfiguren bei einem religiösen Volksfest zu Göttern verwandelten, nach der Prozession im Ganges verschwanden und später vom Künstler wieder herausgefischt wurden.

Der Künstler und die Sammler kennen sich schon lange. Ein Foto zeigt etwa Schneiders „Mehlorgie“ aus der Jugendzeit, als er seinen Körper einschmierte und mit Mehl bestäubte, so dass er wie ein Nachtgespenst ausschaut. Ein paar Meter davon entfernt gibt es einen Abguss von Gregors Kopf, über den er einen schwarzen Gummistiefel gestülpt hat.

Im Schlafzimmer des Sammlers liegt Schneiders Alter Ego unter einem schwarzen Foliensack. In ihrem Schlafzimmer läuft ein Video aus dem Haus des ehemaligen Reichspropagandaministers Joseph Goebbels, das Schneider gekauft und entkernt hat. Vor dem Schlafengehen wird das gruselige Video ausgeschaltet.

Die Begeisterung für die Kunst erwachte vor 20 Jahren in Mönchengladbach, wo Rudolf Dahmen als Rechtsanwalt tätig war. 2003 gehörte er zu den Gründern des Mönchengladbacher Museumsvereins. Heute haben er und seine Frau rund 400 bis 600 Arbeiten zusammengetragen. Eine genaue Übersicht haben sie nicht.