Kulturvermittler begleiten Flüchtlinge im neuen Alltag
Ehrenamtliche helfen bei Behördengängen und bringen den Neu-Bürgern Düsseldorfer Kultur nahe.
Düsseldorf. Im vierten Versuch hat es endlich geklappt, und das Ehepaar Haisam und Chehada Khawla Almasri kann mit ihren vier Kindern fliehen. Fort aus ihrer syrischen Heimat, fort von einem grausamen Krieg, der viele Opfer fordert und auch ihr Haus komplett zerstört hat. Seit November lebt die sechsköpfige Familie in Garath, in einem Land, das für sie fremd ist, einer fremden Kultur.
Drei Tage nach ihrer Ankunft in Düsseldorf steht Sybille Berg vor der Tür — und ist seitdem engste Vertraute der Familie. Im Rahmen des Projekts Kulturvermittler der Evangelischen Kirchengemeinde Garath unterstützt sie die Familie ehrenamtlich. „Neben Behördengängen und Arztbesuchen bringe ich ihnen auch die deutsche Kultur und ihre neue Heimat Düsseldorf näher. Wir waren zum Beispiel zusammen beim Karneval, im Benrather Schlosspark und im Südpark“, erzählt Sybille Berg.
Nach dem Besuch eines Flüchtlingslagers im Libanon war für die Erzieherin klar, dass sie sich für Flüchtlinge einsetzen will. Für Familie Almasri ist ihre Hilfe ein Glücksfall. „Sie ist sehr interessiert an unserer Kultur und immer hilfsbereit“, sagt Vater Haisam.
Durch die Sprachbarriere sei es schwer, Kontakte zu knüpfen. „In Syrien kannten wir alle unsere Nachbarn, hier ist es viel anonymer, die Menschen sind zurückhaltender.“ Anders Sybille Berg: „Die Chemie hat zwischen uns von Beginn an gestimmt. Wir lachen sehr viel gemeinsam.“ Auch, wenn es nicht immer etwas zu lachen gibt: Die Familie wartet seit Monaten auf ihre Anerkennung, die Behörden sind aber überlastet. „Dieser Zustand belastet sie sehr“, sagt Sybille Berg.
Auch die schlimmen Geschehnisse in ihrer Heimat sind oft Thema. Erfreulich hingegen, dass auch Sybille Bergs Tochter von der neuen Verbindung profitiert: „Sie lebt in Beirut und war auf Jobsuche. Haisam hat zwei Freunde dort angerufen und zwischen ihnen und meiner Tochter vermittelt.“
Corrie Voigtmann, die im Süden die Flüchtlingshilfe koordiniert, hat das Kulturvermittler-Projekt mitinitiiert: „Wir haben gemerkt, dass es hier bei vielen Menschen Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen gibt“, sagt sie. Gleichzeitig sei die Hilfsbereitschaft überwältigend.
In enger Kooperation mit der Diakonie gibt es Schulungen, in denen die Kulturvermittler auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Nach Möglichkeit wird jeder Helfer dann einer Familie zugeteilt. Gefördert wird das Projekt von der Evangelischen Landeskirche. Interessierte können sich telefonisch melden unter 700 9587.