Wohnprojekt Ein Mäzen für die Kunst in der Düsseldorfer Ulmer Höh’ ist gefunden

Düsseldorf · Horst Wackerbarth gibt bekannt, dass der Kauf der Kapelle kurz bevor steht. Einziehen möchte er Mitte 2021.

So kann der Kapellenraum im Kunstverein Ulmer Höh‘ mit der großzügigen Glasempore aussehen.

Foto: Olaf Kasperidus / Kunstverein Ulmer Höh'

K.U.H. ist das Kürzel des Vereins „Kunst und Leben Ulmer Höh’“ unter Horst Wackerbarth. Seit 2012 verfolgt der Fotokünstler, dessen Markenzeichen das rote Sofa ist, das Ziel, aus der Gefängnis-Kapelle der Ulmer Höh’ ein Vorzeige-Projekt für Kunst, Kultur und Wohnen zu machen, mit dem Kapellengeschoss als Bürgerhaus und weiträumiges Ausstellungsforum. Noch hat er keinen Zuschlag für den Kauf, aber einen finanzkräftigen Partner, der alle Probleme löst. Bis zum Kauf bleibt er inkognito.

Zuversichtlich erzählte Wackerbarth im Atelier an der Hansaallee, wie er die 6,5 bis 6,8 Millionen Euro stemmen will. Projektentwickler Kristian Schattling vom Investor Interboden, dem das Gelände noch gehört, hörte interessiert zu.

Schelte gegen den BLB

Zunächst einmal motzte Wackerbarth gegen den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes, der ihn seit 2012 hinhielt, so dass die Baukosten von 5 auf 6,8 Millionen Euro gestiegen sind. „Der BLB ist ein sehr zäher Verein. Es war eine lange, mühsame Reise. Man hat uns hinten sogar das Treppenhaus abgerissen und die Steine geschreddert, die wir für den Anbau haben wollten. Es gibt nichts Unkooperativeres als diesen Club.“

Falken und Bienen im Turm

Der Ärger ist verraucht. Inzwischen hilft sogar das Justizministerium, denn dort lagert die alte Kirchenglocke, die wieder auf den Kapellenturm kommt. Mehr noch: Es wird auch einen Falken auf dem Turm geben, der die Taubeneier rauben soll. Und der Kontakt zu einer Imkerin besagt, dass auch Bienen ansässig werden.

Wackerbarth und sein junges Vorstandsmitglied Lukas Göbel erläuterten gestern das Raum- und Bauprogramm: Die Zellen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des alten Gefängnisses werden bleiben, sofern es sich um tragende Wände handelt. Auf drei von vier Etagen entstehen fünf Eigentums- und fünf öffentlich geförderte Wohnungen. Der Kapellenraum unterm Dach wird in einen Multifunktionsraum verwandelt.

Eine Empore aus bloßem Glas

Hier gibt es das „architektonische Wunder“, wie Göbel es nennt. Zu den 420 Quadratmetern Fläche kommt eine Empore mit 130 Quadratmetern hinzu, als gläserner Vorbau mit Glaswänden. Diese zweite Ebene versperrt kein Licht. Sie hat den Vorteil, dass man Veranstaltungen separat von den Ausstellungen in der Hauptebene machen kann. Außerdem sorgt ein Anbau mit Fahrstuhl dafür, dass nicht nur Skulpturen und Menschen nach oben gelangen, sondern dass es auch einen Balkon für die Raucher unter den Zuhörern gibt.

Hundert Veranstaltungen im Jahr

Zum Team für die Kulturprojekte gehört Beate Düsterberg, die in Schloss Reuschenberg bei Neuss die Kunstinitiative „Wurzeln und Flügel“ als Kulturverein betreibt, mit großen Ausstellungen und unzähligen Künstlern. In der Ulmer Höh’ wird sie sich unter anderem als Kuratorin einbringen.

Rund 100 Veranstaltungen im Jahr sind geplant, auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Das Bürgerhaus soll dem Bürger dienen und in Diskussionen alle gesellschaftlichen Themen ansprechen. Ein Raum also für die gesamte Gemeinschaft, aber eben auch für Kunst, Theater und kleine Konzerte.

Finanzkräftiger Partner ist da

Der Finanzplan steht: 2,5 Millionen Euro kommen über die fünf Eigentumswohnungen herein, dieselbe Summe leistet der Mäzen, der die öffentlich geförderten Wohnungen und das Kapellen-Obergeschoss kauft und mietfrei weiterreicht. Ein Antrag auf Förderung von 1 bis 2 Millionen Euro für die Ausstattung des Innenraums, des Lastenaufzugs und der Terrasse geht an diverse Stellen der öffentlichen Hand. Außerdem werden 400 000 Euro jährlich fällig, um den Ort zu betreiben, für Personal, Leitung, Kulturmanager und Hausmeister. Schon jetzt steht fest, dass sich die Stadt daran beteiligt. Wenn alles klappt, will Wackerbarth Mitte 2021 den Einzug feiern.