Lehrstelle statt Studium: Die Aufstiegschancen sind gut
Die Arbeitsagentur zeichnet zwei Lehrbetriebe aus, die sich auf immer mehr Bewerber einstellen.
Düsseldorf. Auf 1300 bei der Arbeitsagentur gemeldete Ausbildungssuchende kommen aktuell 2100 offene Stellen in 100 Berufen. Damit herrscht in Düsseldorfs Unternehmen ein Überangebot an freien Ausbildungsplätzen — auch ein Ergebnis des steigenden Fachkräftemangels.
Arbeitsagentur-Chef Peter Jäger betonte am Montag am Tag des Ausbildungsplatzes zwar die wachsenden Chancen für Bewerber, aber auch die Herausforderung für Unternehmen, geeignete Azubis zu finden — doch gilt das nicht für alle. Gemeinsam mit der Task Force für Arbeit zeichnete er zwei Betriebe mit dem Ausbildungszertifikat aus: das Hilton an der Georg-Glock-Straße und die Metallbau-Firma Eibler in Lichtenbroich.
Die Betriebe könnten unterschiedlicher nicht sein: Im Hilton sind von 180 Mitarbeitern rund 55 in der Lehre zu Köchen, Kauf- oder Hotelfachleuten. „Das und die Qualität der Ausbildung waren Grund für die Auszeichnung“, erklärt Jäger. Das Hilton setze auf langfristige Perspektiven für die Azubis. „Wir bilden unsere Lehrlinge für uns aus, deshalb liegt die Übernahmequote bei fast 50 Prozent“, erklärt Hotel-Direktorin Dagmar Mühle.
Einige Auszubildende kommen in Düsseldorfer unter, andere werden an Häuser der Hotel-Kette in anderen Städten vermittelt — weltweit. In Düsseldorf geblieben ist etwa Elena Snesarev. Nach der Ausbildung zur Hotelfachfrau arbeitet sie jetzt in der Buchhaltung des 375-Zimmer-Hotels.
„Ich habe mich bewusst gegen ein Studium entschieden. Hier gibt es viele Aufstiegsmöglichkeiten“, sagt die 24-Jährige. Bald-Koch Martin Vazquez Perez sieht das ähnlich. „Ich habe nach dem Hauptschulabschluss in Restaurants gejobbt — aber ohne Ausbildung kommt man nicht weit.“
Doch die Anforderungen an und Voraussetzungen für Bewerber steigen. „Wir haben jedes Jahr mehr Bewerber, da müssen wir sorgsam auswählen“, sagt Hilton-Ausbilderin Ulla Komada. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht und den doppelten Abiturjahrgängen könnten die Zahlen der Ausbildungssuchenden noch weiter steigen. Jäger sieht das Problem noch nicht: „Es wird sich langsam entwickeln. Viele Abiturienten gehen nicht sofort in eine Ausbildung und machen erst etwas anderes.“
In der Metallbau-Firma Eibler, wo von rund 28 Mitarbeitern vier in der Lehre sind, setzt man auf Gespräche und Praktika. Eibler gehört zu den 30 von insgesamt 80 Schlossern in Düsseldorf, die noch ausbilden. „Daran muss sich etwas ändern, nur so lässt sich Fachkräftemangel bekämpfen“, betont Chef Helmut Eibler. Die größten Defizite der Bewerber, die meisten Haupt- und Realschüler, zeigen sich bei den Mathe-Kenntnissen. „Gleichzeitig muss man handwerkliches Geschick haben, oft ist es schwierig, beides zu finden“, sagt Eibler.