Logos: Darf’s noch eins mehr sein?
Die ganze Stadt diskutiert über das rote :D — doch weshalb kann so ein kleines Symbol für so viel Streit sorgen?
Düsseldorf. Doppelpunkt und großes D, alles rot: Das gerade vorgestellte neue Logo als Dachmarke für Düsseldorf bleibt umstritten.
Und das nicht nur, weil sich der von der Werbeagentur BBDO entwickelte Entwurf inzwischen als häufig verwandtes Allerweltslogo entpuppt hat. Sogar die Zahnärzte von „Dentethic“ an der Schadowstraße haben es zur Beruhigung ihrer Patienten groß in ihrer Praxis hängen (siehe Foto dritte Reihe links).
Schlechte Erfahrungen mit einem vermeintlich neuen Logo machte 1998 bereits die Stadttochter Messe. Sie wollte hoch hinaus per „m²“ — doch man hatte übersehen, dass sich ein Kölner Messebauer dieses Logo gesichert hatte.
Die Messe überwies reichlich Geld nach Köln und zog das „m hoch zwei“ trotzdem wieder aus dem Verkehr. Thomas Bernhardt von der Geschichtswerkstatt erinnert an eine ähnliche Geschichte 1989: „Die damals gegründete Destination Düsseldorf führte ein Logo, das lange zuvor schon von der Firma ,Defy Industries’ verwendet wurde.“
Doch jenseits von etwaigen Plagiatsproblemen stellen sich grundsätzliche Fragen: Taugt ein abstraktes Symbol überhaupt zur Identifikation mit einer Stadt? Kann man es entsprechend aufladen?
Andere Großstädte nehmen da lieber ihre bekanntesten „Eigenmarken“: die Kölner stilisierte Dom-Türme; Berlin das Brandenburger Tor; Hamburg das Hafentor als „Tor zur Welt“. In Bremen dienen der Schlüssel als amtliches Hoheitszeichen und die vier Stadtmusikanten als Dachmarke.
Das Problem ist, dass es ähnlich bekannte Wahrzeichen hier nicht gibt. Junge Klamottenlabel wie „0211“ (Lorettostraße) oder „Hausfreund“ (Ackerstraße) setzen etwa auf den Rheinturm als zentrales Symbol. Aber als internationales Erkennungszeichen taugt er nicht, dafür gibt es einfach zu viele Fernsehtürme auf der Welt. Auch der Rhein, der in stilisierter Form das aktuelle Stadtlogo ziert, ist nicht wirklich geeignet — schließlich liegt nicht nur Düsseldorf am Strom.
Freilich gibt es auch Symbole, die typisch sind: etwa das Stadtwappen mit bergischem Löwen und Anker. Oder der Radschläger, von dem es lange ein etabliertes und optisch ansprechendes Logo gibt. Auch Schlossturm oder der Turm von Lambertus wären denkbar, wobei fraglich ist, ob das nicht zu lokale Symbole sind, mit denen man international nichts anfangen kann.
Nichtsdestotrotz hat OB Dirk Elbers angekündigt, dass er das klassische Wappen mit Löwe und Anker wieder stark in den Vordergrund schieben und als Stadtlogo statt des stilisierten Rheins etablieren möchte. Denn das :D soll die vorhandenen Düsseldorfer Logos nicht verdrängen, sondern ergänzen.
Diese Vielfalt kann ein Nachteil sein. „Mit dem neuen :D verfügt Düsseldorf nun über fünf Erkennungszeichen, was für Verwirrung sorgen dürfte“, meint Achim Schraffina im Blog „Designtagebuch“. Auch in Blogs prasselt Kritik auf die Großagentur BBDO nieder: „Zerrt sie vor den Vorhang. Seit wann muss der Auftraggeber überprüfen, ob die Agentur ihre Hausaufgaben gemacht hat?“ heißt es oder: „Eine der zahlreichen Düsseldorfer Mittelstandsagenturen hätte sich mehr ins Zeug gelegt.“
Einen Kompromiss schlägt die Aktionsgemeinschaft der Heimatvereine vor. Vorsitzender Edmund Spohr findet das :D „gut und prägnant“, möchte es aber um einen stilisierten Rhein ergänzen (siehe mittleres Logo obere Reihe). Spohr: „Eine solche Variante hätte den Vorteil, dass das Logo nicht zu abstrakt ist, man könnte sich die Stadt am Rhein visuell vorstellen.“