Bob: Das Multitalent Richard Adjei
Der 26-jährige Düsseldorfer siegt mit Vizeweltmeister Thomas Florschütz beim Weltcup.
Düsseldorf. Richard Adjei ist ein Tausendsassa. Der in Flingern geborene Halbghanaer arbeitet nicht nur als muskelbepacktes Model, sondern kann auch zahlreiche American-Football-Clubs wie Berlin Thunder, Rheinfire und Düsseldorf Panther als Arbeitgeber in seinem Lebenslauf aufführen. Aber der 26-jährige Düsseldorfer steht nicht nur felsenfest als unüberwindbares Hindernis auf dem Footballfeld, sondern beweist sich auch als schneller, kraftvoller und erfolgreicher Bobfahrer.
Vergangenes Wochenende sorgte der erste farbige, deutsche Bobfahrer als Anschieber und Bremer von Vizeweltmeister Thomas Florschütz beim Weltcup in Königssee im Zweier-Bob für einen deutschen Sieg. Das nächste Ziel steht nun fest: "Das war hoffentlich die Initialzündung für Olympia."
Dabei ist Adjei eigentlich ein Quereinsteiger. Der kräftige Riese begann seine sportliche Laufbahn als American-Football-Spieler bei den Düsseldorf Panther. 2002 schaffte es der 1,88-Meter-Mann mit einem Kampfgewicht von 110 Kilogramm als Linebacker bei den Berlin Thunder in die NFL-Europe.
Als jedoch kein NFL-Club mehr den Defensivspezialisten verpflichten wollte, entdeckte der ehemalige Bob-Olympiasieger Christoph Langen, die Qualitäten des Muskelmanns. Langen, der auf der Suche nach Nachwuchsathleten für sein Jugendteam war, warb Adjei als Anschieber und Bremser für das Team von Manuel Machata an. Doch bei den ersten Gehversuchen sowohl auf der Sommer-Bobbahn, als auch im Eiskanal landete der Koloss auf seiner Nase. Adjei war froh, als er das erste Mal "heil unten ankam".
Aber Langen bewies einen ausgezeichneten Riecher für Talente. Adjei rappelte sich auf und wurde 2009 gemeinsam mit Machata Vize-Juniorenweltmeister und Europacupsieger. "Anfänglich wurde ich von vielen belächelt, als ich in den Bob stieg", sagte der freundliche Kraftprotz. "Ich habe mir den Erfolg lange und hart erarbeitet."
Nach dem Erfolg am vergangenen Wochenende ist Adjei anscheinend nicht mehr zu stoppen. Sein nächstes Ziel sind die Olympischen Spiele in Vancouver.
Der sanftmütige Riese wurde aber nicht nur durch seine zahlreichen sportlichen Erfolge zum Helden. Während eines Trainingslagers in Florida rettete der Düsseldorfer vor zwei Jahren durch einen beherzten Sprung in den Pool einem dreijährigen Kind das Leben.
Der Düsseldorfer ist also wirklich ein Multitalent - immer auf der Suche nach neuen (sportlichen) Herausforderungen.