Boll sorgt ungewollt für Spannung
Trotz erster Saisonniederlage des Stars im Trikot der Borussia reicht es zum 3:2-Sieg in Roskilde.
Düsseldorf. Das wäre beinahe schief gegangen für die Titelverteidiger. Borussia-Manager Andreas Preuß war das am Freitagabend kurz vor 23 Uhr völlig klar: "Wir können uns auf diesem Sieg keine Sekunde ausruhen, denn wir haben bei gerade einmal 12:10 Sätzen kein Polster im Fall einer Niederlage."
Im Viertelfinal-Hinspiel der Tischtennis-Champions-League hatten sich die Düsseldorfer zu einem 3:2 beim dänischen Vertreter Roskilde gezittert. Dabei war es nicht einmal zum erwarteten Duell von Roskildes Michael Maze gegen seinen Ex-Club Borussia Düsseldorf gekommen. Die Hoffnungen der Dänen, den Einzel-Europameister nach seiner vor 14 Tagen genähten Fleischwunde am Fuß wieder einsetzen zu können, erfüllten sich nicht.
Vielleicht war deshalb die Stimmung in der Halle anfangs wenig euphorisch. Die spärliche Besetzung auf den Rängen mit nur 750 Zuschauern mag aber auch dem heftigen Schneefall geschuldet gewesen sein, der einige Stunden vor Beginn der Begegnung eingesetzt hatte.
In jedem Fall schien die Borussia angesichts der personellen Konstellation klarer Favorit zu sein, doch die "zweite Garde" der Dänen machte den Düsseldorfern mächtig zu schaffen. Angeführt von Topspieler Oh Sang Eun, der zum Auftakt Christian Süß schlug (3:2). Anschließend stellte Spitzenspieler Timo Boll mit dem 3:0 gegen den Dänen Allan Bentsen, der als Spielertrainer fungiert, den Ausgleich her, und alles schien nach Plan zu laufen.
"Das war abzusehen, der Unterschied zwischen den beiden Spielern ist schon enorm", so Preuß. Im Gegensatz zum dritten Einzel zwischen Seiya Kishikawa und Finn Tugwell, der nach 0:2-Satzrückstand den Ausgleich schaffte und im Entscheidungssatz bei 11:10 sogar einen Matchball hatte. Doch "Kishi" behielt einen kühlen Kopf und nutzte seinen zweiten Matchball zum 3:2. Wie wichtig das war, erwies sich eine knappe Dreiviertelstunde später - denn die dann folgende Niederlage von Boll gegen Oh hatte niemand auf der Rechnung.
Es war die erste Saison-Niederlage des 28-Jährigen im Trikot der Borussia. "Oh hat jede Aktion von Boll förmlich gerochen", so Preuß, "aber wir können auch nicht immer automatisch davon ausgehen, dass Timo jedes Spiel gewinnt." Bolls vorheriger Erfolg gegen Allan Bentsen (3:0), Kishikawas 3:2 gegen Tugwell und Süß’ 3:2 im fünften Einzel gegen Bentsen machten den Sieg zwar perfekt, er stand aber bis zum letzten Ballwechsel auf tönernen Füßen.
Es war kein grandioser Auftritt des Titelverteidigers, bestenfalls ein psychologisch wichtiger Sieg, dem im Rückspiel ein zweiter folgen sollte, um sicher ins Halbfinale einzuziehen. Denn bei Spielgleichheit würde das Satzverhältnis entscheiden, und das sieht, wie Manager Preuß richtig festgestellt hat, eher ungünstig für die Borussia aus. Das Rückspiel am 12. Februar verspricht auch deshalb einiges an Spannung, weil der dann genesene Maze antreten wird. "Wenn Maze spielt, ist die Mannschaft noch gefährlicher", sagte Preuß.
Mit den Reise- und Spielstrapazen von Dänemark noch in den Knochen besiegte die Borussia gestern im Spiel der Deutschen Tischtennis Liga Zugbrücke Grenzau mit 3:2. Der Rekordmeister (18:2 Punkte) hat zwei Spiele und zwei Pluspunkte weniger als Tabellenführer Fulda (20:4). Die Spieler der Borussia erwischten einen guten Start. Seiya Kishikawa siegte zum Auftakt gegen seinen Landsmann Kenji Matsudaira sicher mit 3:1.
Das Duell der beiden deutschen Nationalspieler gewann Christian Süß gegen Patrick Baum vom Ergebnis her glatt mit 3:0, die einzelnen Sätze jedoch stets mit nur zwei Punkten Differenz. "Ich bin in den entscheidenden Phasen cool geblieben", sagte Süß.
Anschließend unterlag Trinko Keen dem Tschechen Tomas Pavelka 2:3, und auch Süß musste die Klasse von Matsudaira beim 1:3 anerkennen. Erst im Abschlussmatch schafften es die beiden Doppel-Spezialisten Keen und Kishikawa, den dritten und siegbringenden Punkt zu holen.