Boxring Düsseldorf: „Blut fließt bei uns keines“
Beim Boxring Düsseldorf trainieren Frauen meist nicht für den Kampf, sondern für sich selbst.
Düsseldorf. Es riecht nach Schweiß, es ist stickig und schwül. Draußen sind es auch um 19 Uhr noch fast 30 Grad, in der Boxhalle eines Industriegeländes der Stadtwerke in Düsseldorf Flingern scheint es um ein Vielfaches heißer. Die Luft steht, trotz des Durchzugs. Boxtrainer Ralf „Printe“ Krompaß scharrt zu jedem Training rund 50 Sportler um sich, darunter diesmal fünf Frauen. „Da sind immer fünf bis zehn Frauen dabei“, so Krompaß. Sie alle kommen trotz der Hitze, und zum letzten Mal vor den Sommerferien, die Halle muss renoviert werden.
Auf dem Trainingsplan stehen dabei Laufen und Schattenboxen — über 1,5 Stunden. „Blut fließt bei uns keines, die Anfänger haben einen extra Trainer “, beschreibt Krompaß sein Training. Die einzige Voraussetzung: „Alle müssen Lust und Spaß mitbringen.“ Und so ist es auch wenig verwunderlich, dass an diesem heißen Trainingstag gleich mehrere Sportler zum ersten Mal da sind, der Älteste ist 61 Jahre alt.
In der Mitte der Halle steht ein professioneller Boxring, vor den Fenstern hängen rund zwölf große Sandsäcke. Schwere, rote Vorhänge und riesige Kronleuchter wollen nicht so recht ins Ambiente passen. „Die Halle wurde früher für Veranstaltungen vermietet, Hochzeiten und so“, meint Krompaß fast ein bisschen entschuldigend. Doch irgendwie passt es trotzdem.
Die Halle in Flingern hat so gar nichts vom neuen Glamour, für den viele Fitnessstudios stehen, die Boxen als Sport anbieten. Wer hier hingeht, muss auf Shabby Chic stehen. „Außerdem wollen die meisten, die mal im Fitnessstudio geboxt haben, lieber im Verein trainieren“, weiß Krompaß. „Unter unseren Boxsportlern sind viele Rechtsanwälte, Steuerberater und Studenten, Polizisten, eben nicht ,der Straßenkämpfer’ von nebenan.“
Längst hat der Sport die Schmuddelecke verlassen. Das gefällt auch Frauen — und nicht erst seit Weltmeisterin Christine Theiss. „Die ist außerdem Kickboxerin, wir boxen mit den Fäusten. Und vor ihr gab es schon Weltmeisterin Regina Halmich und ,Susi’ Susianna Kentikian“, erzählt Krompaß. Viele Frauen trainieren eher für sich, als für irgendeinen künftigen Boxkampf.
„Das macht bei uns derzeit nur die Jenny“, so Krompaß, „die anderen machen lockeren Sparring.“ Jenny (27) ist im wirklichen Leben Zollbeamtin. Sie boxt seit 2008. Ihren ersten Wettkampf hatte sie aber erst in diesem Jahr. „Leider verloren“, meint Jenny. Weiter macht sie trotzdem. Viermal in der Woche geht Jenny zum Boxtraining, die anderen drei Tage macht sie Fitnesstraining im Studio oder läuft. An wirklich schlimme Verletzungen kann sie sich nicht erinnern: „Einmal hatte ich ein blaues Auge, und ein Leberhaken tat wirklich weh.“
Psychologin Denise (29) boxt erst seit drei Monaten und hat eine andere Motivation. Sie will vor allem fit werden und abnehmen: „Am besten zehn Kilogramm.“ „Wo willst du denn abnehmen“, meint Krompaß. Trotzdem — das Boxtraining sieht sie als Ergänzung zum Fitnesstraining. „Ich will bald an Wettkämpfen im Fitnessstudio teilnehmen“, meint Denise, dafür schindet sie sich gerne: „Zweimal in der Woche gehe ich zum Boxtraining, dreimal in der Woche zum Fitnesstraining.“ Außerdem sieht sie gerade das Boxtraining als gute Gelegenheit, mal Dampf abzulassen und sich abzureagieren.
Selbst bestreitet Krompaß, der durch Nachbarsjungen zum Boxsport kam und beim TuS Gerresheim seine sportliche Laufbahn begann, keine Wettkämpfe mehr. In seiner aktiven Zeit boxte er in der Oberliga und bestritt 138 Kämpfe. Seit 1999 ist er nun als Trainer im Boxring Düsseldorf in Einsatz. Krompaß ist immer auf der Suche nach Talenten und hat für jeden, der mit dem Boxen anfängt, einen ultimativen Tipp: „Die Deckung ist das A und O.“