Hockey-Bundesliga DHC reist ersatzgeschwächt nach Berlin
Trainer Nico Sussenburger fehlen eventuell alle Olympia-Teilnehmerinnen.
Düsseldorf. Es ist eine beliebte Floskel in der Sportwelt. Wenn Trainer davon sprechen, dass sich ihre Mannschaft bis zur Winterpause schleppen müsse, dann stöhnen Fans und Journalisten meistens auf. Gemeint ist dann, dass angesichts von Personalproblemen ohnehin nicht allzu viel in den verbleibenden Spielen zu erwarten sei. Die beliebte Floskel klingt allzu oft, wie eine vorweggeschobene Entschuldigung.
Auch Nico Sussenburger sagte kürzlich: „Wir werden uns einfach in die Winterpause durchschleppen.“ Der Trainer von Damen-Hockey-Bundesligist DHC hat allen Grund dazu, das zu sagen. Seine Mannschaft ist stark ersatzgeschwächt und es sind nicht irgendwelche Spielerinnen, die dem Trainer da fehlen. In Annika Sprink und Lisa-Marie Schütze fallen auch am Samstag für das Gastspiel beim Berliner HC (14 Uhr) zwei Olympiateilnehmerinnen und Nationalspielerinnen aus. Auch hinter dem Einsatz von Selin Oruz, die ebenfalls mit den deutschen Damen bei Olympia in Rio Bronze geholt hatte, steht ein dickes Fragezeichen. Dazu bangt Sussenburger auch um den Einsatz von Greta Gerke. Die Torjägerin hat Schmerzen an beiden Füßen, quälte sich schmerzgeplagt durch die vergangenen Spiele.
„Diese Ausfälle können wir nicht problemlos wegstecken, das versteht jeder“, sagte Sussenburger. Seine Durchhalteparole kommt also nicht von ungefähr. Doch trotzdem ist sie beim Trainer der Oberkasselerinnen nicht als Ausrede gemeint. Denn Sussenburger verbindet seine Aussage mit einer klaren Vorgabe: „Wir werden dennoch eine schlagkräftige Truppe nach Berlin schicken und wollen aus den verbleibenden drei Spielen in der Hinrunde so viele Punkte wie möglich holen.“
Dass das möglich ist, verdeutlicht der Blick auf die bisher absolvierten acht Saisonspiele. Der DHC brachte es trotz der anhaltenden Verletzungssorgen auf stolze sechs Siege und liegt in der Tabelle nur drei Punkte hinter Spitzenreiter Mannheim. „Ich bin unheimlich stolz auf meine Spielerinnen, die sich trotz der Rückschläge toll präsentiert haben“, erklärte Sussenburger, der die Punkteausbeute seines Teams als „spektakulär“ bezeichnete. Die Stärke des DHC ist vor allem durch die Ausgeglichenheit im Kader zu erklären. Denn das Fehlen zahlreicher Leistungsträger kompensierten andere. Spielerinnen wie Luisa Steindor im Mittelfeld oder Tessa Schubert und Elisa Gräve im Angriff liefern seit Wochen herausragende Leistungen ab.
Dabei nahm die Belastung für Spielerinnen wie diese drei angesichts der minimierten Wechselmöglichkeiten sogar noch zu. Beim Hockey darf während eines Spiels laufend durchgewechselt werden. Steindor, Schubert und Gräve spielten jeweils fast durch und das häufig in zwei Partien an einem Wochenende. Insofern ist ein Substanzverlust bei den DHC-Damen nachvollziehbar. Und so erklärt sich auch von allein, dass Sussenburger davon spricht, „seine Mannschaft müsse sich bis zur Winterpause durchschleppen“. Weil das aber keine Ausrede ist, ist nicht davon auszugehen, dass es seine Spielerinnen als Alibi nutzen und sich hängen lassen.