Handball Vikings-Insolvenz: Abstieg ist besiegelt
Düsseldorf · Das fehlende Geld der Stadt habe dem Handball-Zweitligisten keine Wahl gelassen, als Insolvenz anzumelden. Zudem wird er keinen Antrag auf eine Zweitliga-Lizenz für die neue Saison stellen.
Der Niedergang der Rhein Vikings setzt sich fort. Am Montag gab der Neuss-Düsseldorfer Handball-Zweitligist bekannt, dass er Insolvenz angemeldet hat. Als Gründe nannte er den „unplanmäßigen und rechtlich ungeklärten Ausstieg der Stadt Düsseldorf“ und die damit verbundenen „zu erwartenden Liquiditätsmängel“.
Wie berichtet, hatte die städtische Agentur „Sportstadt Düsseldorf“ ihren Sponsoring-Vertrag mit den Vikings zum Jahresende 2018 gekündigt, weil der immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten geratene Verein kein schlüssiges Wirtschaftskonzept für die nächsten Monate vorgelegt habe. Man wolle nicht noch mehr öffentliches Geld in ein Fass ohne Boden werfen.
Stadt habe den Klub für den BHC fallen lassen
Die Vikings sehen das ganz anders: Die Stadt habe sie fallen lassen, um sich in Sachen Profihandball einem neuen Projekt zu widmen: dem Erstligisten Bergischer HC, der künftig seine Bundesliga-Topspiele im Rather Dome austrägt. Vikings-Gesellschafter Thomas Koblenzer hat die Sportstadt wegen ihrer Kündigung sogar verklagt. Er sieht dem Verein die wirtschaftliche Grundlage entzogen, also sei sein investiertes Geld verloren, das will er nun zurück, es geht um mehr als 750 000 Euro.
Bis der Rechtsstreit geklärt ist, werden wohl Monate oder gar Jahre vergehen. Diese Zeit haben die Vikings nicht, sie brauchen jetzt Geld. Nicht mal die Trennung von mehreren Leistungsträgern in der Winterpause habe „diesen letzten schweren Schritt“ verhindern können, sagt Geschäftsführer Daniel Pankofer. Was durchaus Fragen aufwirft, ob es wirklich nur das städtische Geld ist, das fehlt. Oder ob die Vikings nicht wie bereits in ihrer ersten Saison über ihre Verhältnissen gelebt haben. Danach hatte es eine Krisensitzung gegeben.
Stadt weist Vorwürfe zurück
Auch diese Saison fehlen nicht nur 100 000 der eingeplanten 200 000 Euro aus dem Sportstadt-Sponsoring, darüber hinaus generierte der abgeschlagene Tabellenletzte zu wenig Einnahmen aus Sponsoring oder Ticketverkäufen. Auch in der Zuschauertabelle sind die Vikings mit nur 703 pro Spiel Letzter. Geschäftsführer Daniel Pankofer gibt durchaus zu, dass der Klub auch vorher nicht „auf Reichtümern gesessen“ habe, aber „die Kündigung der Stadt“ und ausbleibendes Geld von „stadtnahen Partnern“ hätten nun den Ausschlag für die Insolvenz gegeben.
Das sieht wiederum die Stadt anders und veröffentlichte am Montagnachmittag eine Stellungnahme. In der heißt es, die Aussagen der Vikings seien „in keiner Weise nachvollziehbar, da der Millionenetat der Rhein Vikings davon nicht relevant beeinflusst sein kann, da dieses Sponsoring der Sportstadt Düsseldorf monatlich einen niedrigen fünfstelligen Betrag ausgemacht hat und bis zum 31.12. alle Leistungen in vollem Umfang geleistet wurden“.
Zudem habe „Gesellschafter Koblenzer durch Herauskauf etwaiger Forderungen“ dafür gesorgt, dass das fehlende Geld aus dem Sportstadt-Sponsoring doch noch auf den Konten des Vikings gelandet sei, schreibt und die Stadt und erhebt schwere Vorwürfe: Die Vikings hätten „den tatsächlichen wirtschaftlichen Rahmen ihrer Aktivität nichtzutreffend dargelegt“, das würden „Unterlagen der Rhein Vikings und Aussagen der Geschäftsleitung der Rhein Vikings belegen“.
Spielbetrieb geht weiter, aber kein neuer Lizenzantrag
Der Spielbetrieb in der laufenden Zweitliga-Saison geht trotz der Insolvenz weiter, sagt Pankofer, allerdings werden den Vikings in der Tabelle acht Punkte abgezogen. Da sie nach 21 Spieltagen ohnehin erst fünf gesammelt haben, stehen sie nun komplett ohne Punkt am Tabellenende. Eigentlich wären es sogar minus drei, aber das ist per Definition nicht möglich.
Der sportliche Abstieg in die dritte Liga ist also nur noch theoretisch zu vermeiden. Und selbst wenn die Vikings eine unerwartete Siegesserie starten und die Abstiegsplätze verlassen sollten, werden sie nächste Saison nicht in der zweiten Liga starten. „Sie haben uns mitgeteilt, dass sie zum 1. März keinen Lizenzantrag für die nächste Saison stellen werden, damit stehen sie automatisch als erster Absteiger fest“, sagt Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesligen, der die Entwicklung des eins mit dem langfristigen Ziel Bundesliga gestarteten Projekts nicht bewerten wollte.
Dass sie im Ligabüro aber alles andere als gut auf die Vikings zu sprechen sind, daraus macht er kein Geheimnis: „Uns ist der Insolvenzantrag nicht mitgeteilt worden. Dabei besteht eine Auskunftspflicht der Liga gegenüber, es wäre guter Stil gewesen, uns das zeitnah mitzuteilen“, sagt Bohmann. Doch das sei nicht geschehen, erst als die Ligavertreter über das Wochenende vom Insolvenzantrag Wind bekommen und sich selbst bei den Vikings gemeldet hätten, hätte der Klub ihnen den bestätigt. In der Vorwoche hätten die Vikings sogar einen Termin mit der Liga abgesagt, bei dem es um die Zukunft gehen sollte.
Weitere Spieler könnten die Vikings verlassen
Wie die vor allem personell aussieht, ist unklar. Vikings-Geschäftsführer Pankofer sagt: „Es steht den Spielern frei, den Verein zu verlassen. Ich will nicht ausschließen, dass das einige tun. Wenn jemand sich mit der Situation nicht anfreunden kann, ist das in Ordnung, wir verstehen das, es geht ja um Existenzen, gerade für Spieler mit Familie.“
Der Verein werde aber in jedem Fall überleben. Die nächsten Wochen sollen dazu genutzt werden, „uns für nächstes Jahr auf solide und gesunde Beine zu stellen“, sagt der Geschäftsführer.
Gelingen soll das über einen den neuen „Rhein Vikings e.V.“, der in die Handball-Spielgemeinschaft aus Neusser HV und ART Düsseldorf eintreten soll. „Damit ist das Budget für die kommende Saison komplett abgesichert und unabhängig von den Entwicklungen der GmbH“, heißt es in der Mitteilung.
Doch egal, wie die Zukunft der Vikings nun aussieht, sie spielt weder in der zweiten Bundesliga noch in Düsseldorf. Spätestens nächste Saison geht es raus aus dem Castello und wohl zurück nach Neuss. Dann ist das nächste Kapitel in der Geschichte des Düsseldorfer Profihandballs abgeschlossen. Es war wie so oft in den vergangenen Jahren kein ruhmreiches.