Sport Football-Superstar Sebastian Vollmer kommt nach Düsseldorf
Düsseldorf · Der zweifache Super-Bowl-Sieger lernte den Footballsport in der NRW-Landeshauptstadt. Jetzt kam er für eine Signierstunde zurück.
Im Alter von 14 Jahren entschied sich Sebastian Vollmer für den Footballsport. Bis dahin war der in Kaarst geborene Jugendliche auch im Schwimmbecken flott unterwegs gewesen, trainierte unter anderem mit dem späteren Welt- und Europameister Thomas Rupprath zusammen. „Mein Schwimmen wurde damals sogar gefördert. Aber ich habe einen Mannschaftssport gesucht und den im Football gefunden“, erinnert sich der heute 34-Jährige. Fortan lief Vollmer im Trikot des ältesten Footballvereins Europas auf, bis es ihn 2003 von den Düsseldorf Panthern in die USA zog. „Eine sehr prägende Zeit“, sagt der 2,03 Meter große Mann mit der ruhigen Stimme rückblickend über die Jahre in Düsseldorf. „Die Panther haben mir das Footballspielen beigebracht. Dort bin ich zum Nationalspieler geworden. Dank ihnen konnte ich dann an die Uni in Houston gehen, dort studieren und später Profi werden. Ich verspüre Dankbarkeit und eine gewisse Nostalgie.“
Vollmer bekommt bei seiner Rückkehr nostalgische Gefühle
Das Gefühl von Nostalgie dürfte am Montag mal wieder besonders stark zu spüren gewesen sein. Vollmer war in seiner sportlichen Heimat zu Gast, signierte in einem Café am Marktplatz in der Düsseldorfer Altstadt sein kürzlich erschienenes Buch „German Champion — Die Geschichte meiner NFL-Karriere.“ Darin beschreibt er, wie er als junger Mann mit Sprachproblemen in Nordamerika ankam und wie schwer das dortige Profi- mit dem Privatleben vereinbar war. Vollmer erzählt über die New England Patriots, die ihn 2009 in der zweiten Runde der alljährlichen Auswahl von College-Spielern (Draft) in ihr Team holten und mit denen er in den Saisons 2014 und 2017 jeweils den Super Bowl gewann.
Für seinen Jugendverein war der Besuch des zweifachen Champions die Kirsche auf dem Sahneeisbecher Aufstiegsjahr. Nach der Rückkehr in die oberste deutsche Spielklasse vor zweieinhalb Wochen krönte der Besuch Vollmers das Jahr des 40-jährigen Klubbestehens. Und trotz großer Müdigkeit nach verspätetem Flug erfüllte der „Heimkehrer“, der zuvor bereits von Oberbürgermeister Thomas Geisel im Rathaus empfangen wurde, bei der Signierstunde jeden Autogrammwunsch mehrerer hundert Fans.
„Der Football hat mir ein Leben ermöglicht, das ich absolut liebe und gerne lebe. Wenn man das teilen kann, dann ist das einfach schön“, sagt Vollmer. Seinen Geburtsort Kaarst, die Düsseldorf Panther und Deutschland im Allgemeinen hat er nie komplett aus den Augen verloren. Doch die Besuche, gerade während der aktiven Karriere, die im vergangenen Jahr ihr Ende fand, waren und sind rar. „Zu Schulfreunden aus Neuss habe ich immer Kontakt gehalten. Oft war ich wirklich nicht in Deutschland. Aber wenn, dann habe ich mich auch mit ihnen getroffen. Bei den Panthern hingegen war ich nur noch ein Mal seit ich in die USA gegangen bin“, gibt Vollmer zu. Als Panther-Pressesprecher Marco Block dieses „Geständnis“ hört, ergänzt er beinahe wehmütig: „Wir haben dich hier vermisst.“
Als Vollmer das hört, muss er lachen. Er freut sich über die Wertschätzung, tritt als bodenständiger Typ auf, der trotz eines Karriererverdiensts von 20 Millionen US-Dollar (rund 17 Millionen Euro) in einfachen Turnschuhen, Jeans und T-Shirt nach Düsseldorf gekommen ist. Das einzig Auffällige am zweifachen Familienvater sind die beiden großen Ringe an seinen Fingern. Es sind die Meisterschaftsringe, die in der National Football League jeder Spieler und Trainer nach dem Titelgewinn erhält. Überdimensioniert, mit vielen Steinchen und dem Glamour der umsatzstärksten Sportliga der Welt würdig.
Mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt er in den USA
Seit dem Karriereende arbeitet Sebastian Vollmer hin und wieder als TV-Experte. Mit der NFL zusammen hat er nun den ersten und von der Liga begleiteten, offiziellen Football-Podcast in deutscher Sprache an den Start gebracht. Wie viele andere Ex-Profis bleibt auch er seinem Sport treu. Der Besuch in der Heimat wird aber eine Ausnahme bleiben. Eine Rückkehr nach Deutschland steht nicht im Raum. „Wir haben ein Haus am Strand in Florida. Meine Frau Lindsey ist Amerikanerin, meine beiden Kinder sind dort geboren. Die USA bleiben erst einmal unser Lebensmittelpunkt“, erklärt Vollmer.
Tom Brady, Spielmacher und Superstar der New England Patriots, für den Vollmer als „Bodyguard“ in der Offensive Line jahrelang blockte, schreibt in seinem Vorwort in dessen Buch: „Für mich war er all die Jahre nicht nur ein sensationeller Footballspieler, sondern vor allem eine wunderbare Persönlichkeit und ein guter Freund. Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt.“ Das fällt nicht schwer zu glauben, wenn man Vollmer erlebt. Den sanften Hünen aus Kaarst, der in Düsseldorf den Football lieben lernte. Der bodenständige Champion.