Fußball Fortuna Düsseldorf: Warum Funkels Art erfolgreich ist

Nach außen stapelt Fortunas Cheftrainer tief. Intern kann das Ziel des Tabellenführers aber nichts anderes als der Aufstieg sein.

Foto: Christof Wolff

In unserem vierten und letzten Teil der Analyse der ersten Saisonhälfte beschäftigt sich die WZ mit dem Trainerteam von Fußball-Zweitligist Fortuna, das ohne Zweifel maßgeblichen Anteil am Erfolg des „Wintermeisters“ hatte.

Den Weggang des „ewigen Co-Trainers“ als einzigen Grund anzuführen, dass die Erfolgsserie von Fortuna in der Liga plötzlich riss, darf niemand ernst nehmen. Einerseits ist es respektlos gegenüber denjenigen, die weiterhin im Amt sind und natürlich auch gegenüber denjenigen, die diese Aufgabe neu übernommen haben. Hermann hat zweifellos seine Verdienste, vor allem in der täglichen Trainingsarbeit und in der gemeinsamen taktischen Vorbereitung auf die Spiele. Das letzte Wort bei allen Entscheidungen hat aber immer Friedhelm Funkel. Dass Hermann aus München zum Saisonende wieder nach Düsseldorf zurückkehrt ist möglich, aber wenig wahrscheinlich. Denn das wäre auch ein Affront gegenüber seinen Nachfolgern, falls diese in die dritte Reihe versetzt oder sogar verabschiedet würden.

Das neue Co-Trainer-Duo sammelt noch Erfahrungen, bringt aber auch eigene Ideen und viel Engagement in die Trainingsarbeit ein. Sie waren selbst eine lange Zeit als Spieler aktiv und sind vom Alter noch nahe genug dran, so dass sie genau um die Stärken und Schwächen der Spieler wissen. Auch in der Spielvorbereitung sind sie als Ratgeber vom Cheftrainer immer eingebunden.

Der Torwarttrainer hat es geschafft, dass Raphael Wolf im entscheidenden Moment fit genug und gut vorbereitet für den verletzten Michael Rensing einspringen konnte. Die Torhüter sind zudem sehr angetan von der guten Arbeit Reitmaiers, der seine kleine Gruppe als eingeschworenes Team sieht.

Der 64-Jährige hat in seiner Spieler- und Trainer-Karriere so gut wie alles erlebt. Er blieb auch gelassen, als das Umfeld in der Serie der sieglosen Spiele langsam die Nerven verlor. Er hat in den vielen Jahren in der Arbeit mit Fußball-Profis gelernt, wie wichtig es ist, die Spieler nicht öffentlich zu kritisieren, sondern das hinter verschlossenen Türen zu tun. Und diese Kritik soll ziemlich deutlich sein. In dieser Saison hatte Fortunas Cheftrainer auch die Möglichkeit, sofort auf schlechte individuelle Leistungen zu reagieren. Auch deshalb bot sich die Rotation in diesem Maße an, so dass die Fortuna eigentlich nie in derselben Formation des vorherigen Spiels antrat. So erhielt ein Stamm von 16 Spielern genügend Spielpraxis, um einerseits in den Rhythmus zu finden, andererseits auch einspringen zu können, wenn es nötig war.

Funkel erweiterte das nicht auf die ganz jungen Spieler, da sonst die Fluktuation zu groß geworden wäre. Ihm gelang es durch die Rotation, taktisch immer wieder für Überraschungen zu sorgen, so dass sich sogar unumstrittene Stammspieler wie Rouwen Hennings oder Adam Bodzek auch mal bei Anpfiff auf der Bank wiederfanden. Zudem zahlte es sich aus, dass Funkel neben der Viererkette die Dreierkette als Alternative einstudieren ließ. So liefen taktische Wechsel während der Spiele reibungsloser ab. Die Liste der Kritikpunkte ist beim Trainer eines Tabellenführers naturgemäß kürzer. Funkel muss dennoch daran arbeiten, dass seine Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte nicht nur 45 Minuten starken Fußball spielt, sondern über 70, 80 oder gar 90 Minuten. „Wir sind nicht der FC Bayern“, antwortet Funkel dann gerne, wenn er auf die Form- und Leistungs-Schwankungen seiner Profis angesprochen wird. Vielleicht muss er da taktisch am System der Fortuna weiter feilen, um auch die Ballbesitzphasen zu verlängern, wenn der im Rückstand liegende Gegner versucht, Druck auszuüben. Dann wirkte die Fortuna in einigen der ersten 18 Spiele zu anfällig. Kritisch ist zudem anzumerken, dass die Einwechslungen des Trainers nicht selten erst sehr spät erfolgen, so dass die neuen Spieler kaum die Möglichkeit haben, sich einzubringen. Dass eher ein neuer Zentrums-Stürmer gebracht wird, als das Flügelspiel durch eine neue Kraft zu intensivieren, hatte dann zur Folge, dass sich in der Mitte die Spieler gegenseitig den Raum nahmen, statt für zusätzliche Gefahr zu sorgen.

Das Trainerteam versucht den Druck vom Team fernzuhalten und gibt deshalb nicht vor, unbedingt aufsteigen zu wollen. Intern sieht das anders aus. Funkel weiß, dass ein Verein eine solche Gelegenheit nutzen sollte. Die Mannschaft funktioniert, und die Konkurrenz schwächelt immer wieder. Also ist es keine Frage, dass Fortuna alles dafür tun wird, aufzusteigen.