Fußball: Oberliga wird zum Nadelöhr
Durch die neue Dritte Liga ab 2008 geraten auch Fortuna II und Turu unter Druck.
Düsseldorf. Der Fußball steht vor einer folgenschweren "Strukturreform". Im Sommer 2008 startet die Pilotsaison der neuen eingleisigen Dritten Liga. Auch die Oberliga-Vereine Fortuna Düsseldorf II als Aufsteiger und Turu 80 sind davon betroffen. Durch die Einführung einer dritten Profiliga erhoffen sich zahlreiche Vereine eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit. Doch nur die wenigsten der von dieser Umstrukturierung betroffenen Klubs werden am Ende wirklich von der Neuregelung profitieren.
Die kommende Saison dient als knallharte Selektionsrunde. Insgesamt 37 Vereine der Regionalligen Nord und Süd ringen um 20 zu vergebende Startplätze in der Dritten Liga, von denen maximal vier von zweiten Mannschaften von Bundesligaklubs besetzt werden dürfen. Das heißt im Umkehrschluss: Nahezu die Hälfte der Teams steigt gewissermaßen ab und kickt ab dem Sommer 2008 in den dann nur noch viertklassigen Regionalligen.
Noch härter wird der Verdrängungswettbewerb im neuen Spieljahr in den neun Oberligen. Wollen die Oberligisten weiterhin viertklassig spielen, müssen sie einen Platz in einer der drei Regionalliga-Staffeln mit je 18 Mannschaften ergattern. 17 der dort zu vergebenen 54 Planstellen gehen an die Regionalligisten, die nicht den Sprung in die Dritte Liga schaffen. Bleiben noch 37 Plätze, für die sage und schreibe 159 Oberligisten in Frage kommen - eine Liga als Nadelöhr. Es wird also 122 Absteiger geben, die ab der Saison 2008/2009 nur noch in der fünften Liga spielen. Wie die dann heißen wird, ist noch offen.
Die Konsequenzen des Ausscheidungs-Wettbewerbs sind schon jetzt ersichtlich. Wider jegliche wirtschaftliche Vernunft werden viele Vereine ins Risiko gehen, um auch ja ungeschoren aus der Qualifikationsmühle herauszukommen. Dass dabei einige Klubs weit über ihre Verhältnisse leben und am Ende ganz auf der Strecke bleiben werden, steht schon jetzt fest.
Turus Manager Heinz Schneider lässt sich von derartigem Größenwahn nicht anstecken. "Ich werde weder mich noch den Verein verschulden", sagt der Unternehmer. Schneider stemmte den sechsstelligen Etat des Oberligisten bisher nahezu aus eigener Tasche, will in Zukunft aber kürzer treten. "Wenn wir keine Unterstützung von dritter Seite bekommen, werden wir in die kommende Saison mit einem um 50 000 Euro gekürzten Etat gehen", so der Turu-Macher, der eine weitere Auswirkung der Liga-Reform bereits am eigenen Leib erfahren hat. "Die Forderungen der Spieler werden immer utopischer", klagt Schneider, will sich aber weder von den Akteuren noch von deren Beratern ausnehmen lassen. "Wir machen bei diesem Wettbieten nicht mit." Eine vorbildliche Haltung des Funktionärs, auch wenn diese zur Folge hat, dass die Oberbilker ab der übernächsten Saison wohl nur noch fünftklassig sind.
Das gleiche Schicksal dürfte auch Fortunas zweite Mannschaft erleiden. Zwar gehen die Flingerner mit der Euphorie eines Aufsteigers in die neue Runde. Doch dürften die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um eine Elf auf die Beine zu stellen, die unter die ersten vier kommen kann. Denn während die Konkurrenz schon jetzt fleißig in neue und besonders teure Beine investiert, sieht sich Fortuna-Coach Goran Vucic einem Dilemma ausgesetzt. "Ich brauche zwei Top-Torjäger, die nach Möglichkeit nichts kosten dürfen", so der 37-Jährige. Bekommen wird Vucic sie wahrscheinlich nicht. Es sei denn, auch die Bezahlung von Amateurfußballern wird reformiert.