Hockey - Final Four Elf Minuten kosten dem DHC den Titel

Düsseldorf · Das Team vom Seestern führt im Finale um die Hallenhockey-Meisterschaft 2:0, bricht dann aber ein und verliert 3:4. So steht am Ende der dritte Vizetitel seit 2016.

Die Düsseldorfer Stürmerin Sara Strauss (l.) setzt sich gegen Nele Aring (Alster) durch.

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Es wird wohl noch etwas dauern, bis die Hockeyspielerinnen des Düsseldorfer HC mit so etwas wie Zufriedenheit auf die Hallensaison 2019/20 blicken können. Am Sonntag war das noch zu früh: „Jetzt überwiegt der Ärger“, sagte Trainer Nico Sussenburger nach dem Final Four um die Deutsche Meisterschaft in Stuttgart. Weil sein Team drauf und dran war, seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen, hinterher aber mit leeren Händen dastand.

2:0 führte der DHC im Finale gegen den Club an der Alster, hatte gegen den Favoriten aus Hamburg fast alles im Griff. Doch mit dem Anschlusstreffer kurz vor der Pause fielen die Düsseldorferinnen für knapp elf Minuten in sich zusammen. „Ich habe noch keine Ahnung, was da passiert ist. Die Stimmung in der Halbzeit in der Kabine war gut“, berichtete Sussenburger, dessen Team nach Wiederbeginn aber nahezu alles falsch machte: In den ersten sieben Minuten nach der Pause kassierte der DHC weitere drei Tore, traf danach selbst nur noch einmal. So hieß es am Ende 3:4.

„Wir sind es selbst schuld. Das war gefühlt unnötiger, als wenn man jetzt gegen eine überragende Mannschaft deutlich verliert“, sagte Sussenburger, für den es nach 2016 und 2018 bereits die dritte Vizemeisterschaft in der Halle war. Und erneut nach einer Niederlage gegen Alster, auf das der DHC nun im dritten Jahr in Folge im Endspiel traf.

Bei allem Frust zeigte die Saison aber einmal mehr, dass das Team vom Seestern zur Elite des deutschen Hallenhockeys gehört. Die Vorrunde hatte der DHC als Gruppenerster abgeschlossen, das Viertelfinale daheim gegen den Münchner SC 3:1 gewonnen, beim 6:3 im Halbfinale am Samstag gegen den Harvestehuder THC ließ er ebenfalls wenig anbrennen. Und auch im Finale am Sonntag hatte sein Team „bis auf die elf Minuten viel richtig gemacht“, wie der Trainer sagte.

Eine ähnlich starke Saison wie in den Vorjahren hatten dem DHC nicht viele Beobachter zugetraut. Schließlich musste er in Nathalie Kubalski, Annika Sprink, Selin Oruz und Elisa Gräve auf vier Nationalspielerinnen verzichten, die sich mit Blick auf die Olympischen Spiele auf die Feldsaison konzentrieren sollen und kürzlich in Südafrika weilten. Für den Deutschen Hockey-Bund (DHB) geht es im Sommer in Tokio nicht nur um Medaillen, sondern auch um wichtige Fördergelder.

Zu viele Länderspiele — Trainer Sussenburger kritisiert Verbände

DHC-Trainer Sussenburger war aber weit davon entfernt, den verpassten Titel daran festzumachen, auch andere Teams mussten ohne wichtige Stützen auflaufen, allen voran der Finalgegner aus Hamburg. Der musste gar auf sechs Leistungsträgerinnen verzichten, auch auf Anne Schröder, eine der spektakulärsten Spielerinnen im deutschen Damen-Hockey.

Sussenburger ging es eher um Grundsätzliches: Auch unabhängig vom mit knapp 2200 Fans pro Spiel gut besuchten Final Four in Stuttgart habe „Hallenhockey einen großen Zuschauerzuspruch, die Fans sehen das extrem gerne“. Der DHB sollte der „großen Tradition“ Rechnung tragen und es allen Spielerinnen ermöglichen, auch in der Halle für ihre Klubs zu spielen.

Doch danach sieht es nicht aus. Stattdessen setzen nationale wie internationale Verbände immer mehr auf Feldhockey für Nationalmannschaften. Seit dem vergangenem Jahr gibt es die „Hockey Pro League“ — eine Liga für Nationalteams, die auf mehreren Kontinenten gespielt wird. „Der internationale Spielplan wird unnötig aufgebläht, ich würde mir wünschen, dass wir uns da als Hallenhockey-Nation klar positionieren. Der Zuschauerzuspruch ist größer als auf dem Feld. Und wenn wir von der Vermarktbarkeit unseres Sports sprechen, sehe ich die eher im Hallen- als im Feldhockey.“