Handball: Die Irrtümer der HSG Düsseldorf

Teure Verpflichtungen und miserable Zuschauerzahlen: Beim Handball-Zweitligisten wird das Finanzloch immer größer.

Düsseldorf. Sportlich auf dem Weg der Besserung, finanziell auf der Intensivstation. Bei der HSG Düsseldorf ist der Kampf ums Überleben in der 2 . Handball-Bundesliga mittlerweile akut. Den Klub drücken nicht nur Altlasten, auch in der jüngeren Vergangenheit wurden Schulden aufgebaut. Frank Flatten gab an, dass das Minus bei rund 500 000 Euro liegt. Der Manager und Präsident des Vereins wirkt angespannt, wenn er über die augenblickliche Situation spricht. Den Stein ins Rollen brachte der von ihm bekannt gemachte „Notverkauf“ von Maximilian Weiß. Der 23-jährige Kreisläufer wurde zum Erstligisten Bergischer HC transferiert. Weitere Abgänge könnten folgen. Ex-Nationalspieler Michael Hegemann wäre eigentlich längst nicht mehr bei der HSG. Vor der Saison lag dem 34-Jährigen ein Angebot des BHC vor. Der Transfer scheiterte angeblich, weil es keine Einigung über eine Ablösesumme gab. „Desweiteren haben wir für einige Spieler Anfragen vorliegen, die wir ebenfalls prüfen müssen“, sagte Flatten.

Schon vor Saisonbeginn war intern wohl bekannt, dass die HSG in eine finanziellen Schieflage geraten könnte. Trotzdem gab es hochkarätige Transfers. Alexander Auerbach (22), der Torschützenkönig der 2. Bundesliga Süd, Linkshänder Ernir Arnarson (25), Mathias Lenz (26) und Spanien-Legionär Tim Bauer (34) wurden verpflichtet. Der Schuss ging finanziell nach hinten los. Auch die Zuschauer blieben aus. Das Loch in der Kasse wurde größer. Der Isländer Arnarson steht jetzt offenbar kurz vor einem Wechsel zum TV Emsdetten.

Schon in der Vergangenheit hatte es bei der HSG Verpflichtungen gegeben, die im Endeffekt unnötiges Geld kosteten. Trainer Goran Suton als Flattens Wunschkandidat wurde 2010 trotz laufenden Drei-Jahres-Vertrages nach nur neun Monaten beurlaubt. Mit der Verpflichtung von Daniel Stephan als Sportdirektor zur Saison 2010/2011 wollte Frank Flatten bei den Sponsoren Türen öffnen. Auch daraus wurde nichts, große Geldgeber blieben aus. Der bis 2013 datierte Vertrag mit dem ehemaligen Welthandballer wurde nach nur einer Saison aufgelöst — ein teurer Irrtum, Stephan soll pro Saison über 80 000 Euro verdient haben.

Immerhin präsentiert sich die Mannschaft jetzt sportlich intakt. Aber wie lange geht es wirtschaftlich gut? Die Stadt hatte bereits im März eine Finanzspritze in Höhe von 250 000 Euro abgelehnt, um die die HSG gebeten hatte, um die Kosten der Saison schultern zu können. „Der Steuerzahler ist nicht dafür da, einen Profiverein dauerhaft über Wasser zu halten“, sagte damals Günter Karen-Jungen (Grüne). Im Jahr sind 90 000 Euro an öffentlichen Mitteln pro Profiklub vorgesehen.

Über die Saison hinaus ist fraglich, ob Air Berlin als Sponsor bei der HSG bleibt. Die Stadtsparkasse hat ihr finanzielles Engagement bereits erheblich gekürzt. Die HSG mit Flatten an der Spitze steht mächtig unter Druck.