Handball Handball-Ehe auf Augenhöhe läuft an

Die Stadt spielt „Heiratsvermittler“ für den Neusser HV und den ART Düsseldorf, um zumindest langfristig in der Region wieder Bundesliga-Handball zu etablieren.

Foto: Horstmüller

Düsseldorf. Die Sportstadt Düsseldorf hat eine große Sehnsucht nach Spitzen-Handball. Inzwischen hat es sich herausgestellt, dass das allein mit dem ART Düsseldorf nicht möglich sein wird. Das hat bekanntlich auch wirtschaftliche Gründe. „Wir haben Gespräche mit höherklassigen Vereinen in der Region geführt“, bestätigte Düsseldorfs Stadtdirektor und Sportdezernent Burkhard Hintzsche. „Dass der ART nicht in diese Gespräche eingebunden gewesen sei, stimmt nicht. Der Gesamtvorstand des Vereins war immer über alles informiert.“ Und es entscheiden letztlich auch zwei Partner über die inzwischen schon fortgeschrittenen Überlegungen, zwei Vereine zu einer Spielgemeinschaft zusammenzuführen.

„Mit dem Neusser HV haben wir die Gespräche vertieft, auch weil dieser Verein eine große sportliche Perspektive hat“, erklärt Hintzsche, der bestätigte, dass der Tabellenführer der 3. Handball-Liga ebenfalls sehr an einer Zusammenarbeit interessiert sei. Die gemeinsamen Aktivitäten sollen aber anders gehandhabt werden als vor ein paar Jahren, als die Stadt viel Geld in den Umzug der Giants von Leverkusen nach Düsseldorf gesteckt hat — das ganze Basketball-Projekt aber wegen des fehlenden Unterbaus und einiger andere Faktoren nicht funktionierte. Immerhin arbeiten jetzt der ART und die Giants nach gewissen Geburtswehen vielversprechend auch unter den Körben miteinander.

„Es soll eine Handball-Kooperation auf Augenhöhe werden“, erklärt der Stadtdirektor, und damit sind auch die Neusser einverstanden, die wohl wirtschaftlich den größten Batzen aufzubringen haben. Die Stadt und der ART sind dann für den Rest der Finanzierung verantwortlich. „Die Spielgemeinschaft soll aber nicht nur auf Basis einer ersten Mannschaft bestehen, sondern auch den oberen Jugendbereich mit abdecken, ohne dass die Vereine ihre Eigenständigkeit verlieren“, sagte Hintzsche, der dem Projekt gute Chancen gibt, sich kurzfristig in der 2. Bundesliga zu etablieren. Dass die Verantwortlichen dann auch von der Bundesliga träumen, ist derzeit nur eine Randbemerkung wert, weil sich das Ganze erst einmal bewähren muss.

„Natürlich könnte Zweitliga-Handball auch die Hallen-Situation in Düsseldorf positiv beeinflussen, aber das steht zunächst einmal nicht im Vordergrund“, sagt Düsseldorfs oberster Sportbeamte, der zu der Spielgemeinschaft für Spitzenhandball in der Region Düsseldorf keine Alternative sieht. Deshalb sei er auch (vorsichtig) optimistisch, das „die ganze Geschichte viel Potenzial“ habe.

Es haben sich bereits Kritiker zu Wort gemeldet, die lieber städtische Gelder in die sportliche Jugendarbeit investieren wissen wollen. Aber der Vorbildcharakter des Sports auf höchster Ebene für eine Stadt und die sportbegeisterten Jugendlichen, ist zwar wirtschaftlich kaum messbar. Aber die Attraktivität einens Zweit- oder Erstligisten wird Düsseldorf wieder zu einer Anlaufstelle in Sachen Handball machen. Das ist eine der Hoffnungen, die die Stadt bewegt, in diese Spielgemeinschaft zu investieren. „Ich möchte das nicht kritisieren, aber die Stadt hat früher schon viel größere Summen in andere sportliche Projekte gesteckt“, sagt Hintzsche, der sich sicher ist, dass das in eine Spielgemeinschaft investierte Kapital dazu beiträgt, dass sich das Unternehmen rechnet und zur Identifikation in der Region beiträgt.

Der zeitliche Rahmen ist offenbar eng gesteckt, da auch die Lizenzierungs-Fragen noch geklärt werden müssen. Intensive Gespräche laufen, und der Beginn der Saison 2017/18 wäre nicht nur für den Stadtdirektor der ideale Termin für den Start eines vielversprechenden Projektes, dass die ganz großen Handball-Sehnsüchte erfüllen könnte.