Historischer Triumph für die Jungbullen
Im Endspiel setzt sich Salzburg 1:0 gegen Besiktas durch. In sechs Turnierspielen kassiert RB nicht ein einziges Gegentor.
Düsseldorf. Eines stand bereits vor dem Finale der 54. Auflage der U 19 Champions Trophy fest: An der Roßstraße in Derendorf wird wieder einmal Geschichte geschrieben. 32 Jahre lang hatte keine türkische Mannschaft das Turnier auf der Anlage des BV 04 mehr für sich entscheiden können. Hätte Fatih Aksoy in der Mitte der zweiten Hälfte die beste Chance für Besiktas Istanbul genutzt, so hätte das Warten der türkischen Anhänger wohl ein Ende gehabt. Doch der im Finale sonst eher durch einige unsportliche Aktionen auffällige Aksoy zielte bei seinem Versuch deutlich über das Tor.
Dass das Turnier dann doch mit etwas Historischem zu Ende ging, dafür sorgte Titelverteidiger Red Bull Salzburg. Dank eines Treffers von Hannes Wolf setzte sich der Sieger von 2014 und 2015 mit 1:0 (0:0) durch und durfte als erster Verein in der ruhmreichen Geschichte des Osterturniers den Siegerpokal zum dritten Mal in Folge in die Höhe recken.
„Beeindruckend war für mich die Art und Weise, wie die Mannschaft das geschafft hat“, sagte Salzburgs Trainer Thomas Letsch. „Wir haben kein Gegentor bekommen, das war absolut überzeugend.“ In der Tat war es über die vier Turniertage keinem Team gelungen, gegen den Favoriten einen Treffer zu erzielen. Letsch zählte in den sechs Spielen sogar nur vier magere Chancen der gegnerischen Mannschaften: „Wir haben eine durchgängige Philosophie. Ob wir irgendetwas besser oder anders machen als andere Vereine, das sollen andere beurteilen.“
Zum Konzept des Brauseherstellers und seiner Fußballclubs mag jeder eine andere Meinung haben. Doch Salzburg präsentierte sich im Turnierverlauf als kompletteste Mannschaft im zehn Teams umfassenden Teilnehmerfeld und hatte in einem Finale, in dem Torraumszenen Seltenheitswert hatten, gegenüber den Türken die bessere Spielanlage. Besiktas stand sich im Endspiel letztlich selbst im Weg. Das Team von Trainer Yasin Sülün agierte wie schon bei dem einen oder anderen Auftritt zuvor am Osterwochenende zu undiszipliniert. Unrühmlicher Höhepunkt war die Tätlichkeit von Muhammed Enes Durmus kurz nach dem 1:0 durch Hannes Wolf, die mit einer Roten Karte geahndet wurde.
Istanbul hatte sich im Halbfinale gestern Morgen etwas überraschend mit 2:1 gegen die Japanische Hochschulauswahl durchgesetzt. Die Asiaten, die ebenso wie Salzburg ihre Vorrundengruppe souverän gewonnen hatten, fanden gegen zweikampfstarke Türken nicht zu ihrem gewohnten Spiel. Nach 0:2-Rückstand hatte Seishiro Koya für die Japaner verkürzt, doch in der Folge gab es gegen ein aggressives und taktisch gut eingestelltes Besiktas kein Durchkommen mehr für die ansonsten so spielfreudige Offensivabteilung um Kento Nakamura und Reo Hatate.
Im zweiten Semifinale wurde Salzburg von den Tottenham Hotspur nie ernsthaft in Bedrängnis gebracht. Der frühe Treffer von Mergim Berisha, der im vergangenen Jahr zum besten Offensivspieler des Turniers gewählt wurde, war bereits nach fünf Minuten das siegbringende 1:0. Den Engländern, die sich erst mit einem 1:0 gegen die Fortuna im abschließenden Vorrundenspiel für die Runde der letzten Vier qualifiziert hatten, fiel gegen die Österreicher so gut wie nichts ein. Gegen die Japaner, die ihren Durchhänger vom Halbfinale am Nachmittag überwunden hatten, unterlagen die „Spurs“ im kleinen Finale ebenfalls verdient mit 0:2. Für die Hochschulauswahl aus Japan war Platz drei nach der Enttäuschung im Halbfinale mehr als ein Trostpflaster. Spieler und Betreuer freuten sich beinahe wie ein Turniersieger.
Am Ende der 54. Champions Trophy gab es dann aber wieder ein gewohntes Bild: jubelnde Jungbullen aus der Salzburger Talentschmiede. „Wenn man ein Turnier gewinnt, ist man im kommenden Jahr wieder da. Dann gibt es wieder einen neuen Pokal zu gewinnen“, sagte Thomas Letsch mit einem Lächeln. Das klang fast schon wie eine Drohung.