Hoffen, zittern, jubeln: Düsseldorfer holt Gold
Rund 80 Mitglieder und Freunde des Rudervereins Germania feiern in Hamm die Goldmedaille im Achter von Lukas Müller.
Düsseldorf. Um kurz vor 13.30 Uhr geht im Vereinshaus des Ruderclubs Germania in Hamm gar nichts mehr. Rund 80 Ruderfans tummeln sich bei Temperaturen jenseits der 30 Grad vor der Leinwand, um den Olympia-Auftritt des Deutschlandachters und vor allem „ihren“ Lukas Müller zu sehen. Wer jetzt erst kommt, muss sich mit einem engen Stehplatz an der Wand begnügen. Die Sitzplätze sind längst vergeben.
Auf einmal herrscht Unruhe. Wo eben noch massig Optimismus versprüht wird — schließlich hat das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbands zuvor 35 Siege in Serie eingefahren — sind nun die ersten Zweifler zu hören. „Jetzt kann alles passieren“, spricht ein Gast das aus, was alle wissen, aber niemand hören will. Denn eigentlich ist der Olympiasieg des Achters fest eingeplant.
Als sich die Boote zum Start aufstellen, verstummen schlagartig alle Gespräche. Totenstille. Jeder weiß: Jetzt gilt es. Jetzt kann Lukas Müller in die Fußstapfen von Jürgen Litz, Klaus Riekemann, Horst Effertz, Gerd Cintl und Michael Obst treten. Das Boot mit den fünf Düsseldorfern holte 1960 in Rom Olympisches Gold — bis heute der größte Erfolg der Germania-Geschichte.
Erst beim Start löst sich die Anspannung. Zwar sind die Anfeuerungsrufe noch verhalten, aber als Müller und Co. bei der 500-Meter-Marke führen, werden die Fans lauter. Doch plötzlich greifen die Briten an. Bei 1000 Meter führen auf einmal die Gastgeber. Doch kein Gold für Müller? Kein Gold für Germania? Kein Gold für Düsseldorf? Wieder ist es auffallend still.
Doch nur für wenige Sekunden. Jetzt greift der Achter an. Als die Deutschen bei 1500 Meter wieder vorn sind, steht das Vereinshaus Kopf. „Das muss reichen“, schreit jemand. Alles steht und klatscht. Die ersten liegen sich schon in den Armen. Und immer wenn Lukas Müller im Bild ist, wird der Jubel noch lauter. Wenige Sekunden später überquert der Deutschlandachter die Ziellinie als Erster. Spätestens jetzt herrscht Ausnahmezustand. Jeder umarmt den, der gerade in der Nähe ist. Es wird geklatscht und gelacht.
„Das ist fantastisch“, sagt Dieter Verleger, der weiß, wie sich große Siege anfühlen. 1952 gewann der heute 79-Jährige als erster Düsseldorfer die Deutsche Meisterschaft. „Jetzt haben wir alle Gold“, ruft Rita Lehnacker (76) und grinst über beide Ohren. Der Jubel ist generationsübergreifend. „Einfach toll, jemanden im Verein zu haben, der so viel erreicht hat“, sagt der 14-jährige Jannik Podehl.
Währenddessen hat der zweite Vorsitzende Kurt Nellessen schon das Glückwunsch-Schild ausgepackt und ruft die Gäste zum Gruppenbild auf. Jetzt wird gefeiert. Und erst recht am 18. August. Wenn nichts dazwischenkommt, gibt es dann den großen Empfang für den Düsseldorfer Olympiasieger Lukas Müller.