Internationales Klassentreffen im Skaterhockey
Der U 16-Europapokal im Skaterhockey lockt rund 1000 Gäste aus sechs Ländern an. Manche kennen sich bereits seit Jahren.
Erik Sommer hat ein Problem: „Ich habe zwei Jobs, aber ich werde nur für einen bezahlt“, sagt er und lacht. Weil er das nicht wirklich als Problem empfindet. Sein Ehrenamt als Präsident des Internationalen Inline-Skaterhockey-Verbandes (IISHF) macht ihm zu viel Spaß. Es lässt ihn jedes Jahr quer durch Europa reisen.
Dort schlägt das Herz des Sports, der mit Eishockey auf Rollen ganz gut beschrieben ist. Und geht es nach Erik Sommer, schlägt es vor allem an Rhein und Ruhr. Elf der zwölf Teams aus der stärksten Liga, der deutschen Bundesliga, kommen aus NRW. Ebenso diverse Europapokalsieger in allen Altersklassen.
Der Neueste gehört nicht dazu. Der wurde am Wochenende im Sportpark Niederheid in Holthausen ausgespielt, und am Ende jubelte die U 16 der Vikings aus Kopenhagen. Was IISHF-Präsident Sommer besonders freute: Er ist ebenfalls aus Dänemark.
Er könnte mittlerweile aber durchaus über eine Zweitwohnung in Düsseldorf nachdenken. Im Sommer ist er ja ständig in der Gegend. Anfang des Monats spielte die U 19 in Kaarst, nun die U 16 in Düsseldorf, nächste Woche sind die Frauen in Langenfeld dran.
Für die ausrichtenden (Amateur-)Vereine ist so ein Turnier stets ein Kraftakt. Auch für die Düsseldorf Rams, die den U 16-Europapokal monatelang planten. Am Wochenende bekam das fünfköpfige Organisationsteam um Lazaros Kokoras Verstärkung von Dutzenden ehrenamtlichen Helfern aus dem Verein.
Neu ist das für die Rams nicht. Seit mehr als 30 Jahren gibt es den Club, immer wieder lädt er Europas Skaterhockey-Elite ein. Das hat dann etwas von einem Klassentreffen. Da wird sich umarmt und über alte Zeiten geplaudert. Die Szene ist nicht groß, aus Spielern werden Trainer und Vorstände oder Eltern von neuen Spielern. Man kennt sich.
Dieses Mal waren zehn Mannschaften aus sechs Nationen dabei. Unter anderem die Zoran Falcons aus Israel, wo der Sport seit Jahren wächst. Allerdings nur unter Jugendlichen. „Unser Militärdienst ist für drei Jahre verpflichtend, die meisten hören dann auf“, sagt Team-Manager Eli Abramovich, der aber nicht ohne Stolz auf David Levin verweist: Der 18-Jährige begann mit vier Jahren auf Rollen in Israel, nun spielt er in Kanada auf Eis und könnte Profi werden.
Dort ist Skaterhockey fast unbekannt. In Nordamerika werden andere der zahlreichen Hockey-Varianten auf Inlineskates, Roll- oder Straßenschuhen bevorzugt. Für Erik Sommer wäre es „ein Traum“, sollte sich das mal ändern. Aber er freut sich auch über Zuwachs aus Europa. Dieses Jahr trat Spanien dem Verband bei. „Wir hoffen, dass jedes Jahr ein Land hinzukommt.“
Fest verankert ist der Sport in Großbritannien. In den 1980er-Jahren wuchs er vor allem in London und war dort zeitweise populärer als Eishockey. Die Briten waren 1997 der erste Europameister. Damals dabei: Barry James.
Auch James war am Wochenende in Düsseldorf. Er ist jetzt Team-Manager der London Knights. „Wir ziehen die Kinder an, die etwas anders machen wollen als immer nur Fußball, Tennis, Cricket oder Rugby“, sagt er. Trotzdem seien sie vom Niveau der Deutschen etwas entfernt. Dort ist alles etwas größer. Auch in Düsseldorf. Die Rams haben in jeder Altersklasse mindestens zwei Teams, mehr als 100 Kinder und Jugendliche spielen in Holthausen Skaterhockey und sind selbst bei Turnieren in ganz Europa unterwegs. Manche haben es gar aufs Eis zur DEG geschafft.
Ob bei der aktuellen Generation einer dabei ist? Beim Turnier wurden die Düsseldorfer Fünfter. „Unser Team ist jung, der Trainer ist zufrieden“, sagt Organisator Lazaros Kokoras, für den das selbst um so mehr gilt. Knapp 1000 Zuschauer waren vor Ort, zudem verfolgten mehr als 10 000 Fans aus 15 Ländern die Spiele im Livestream. IISHF-Präsident Sommer war begeistert: „In unserem Sport wird man niemals Geld verdienen können. Aber darum geht es uns auch nicht.“