Düsseldorfer EG Kreutzer: „Das haben wir nicht verdient“
Beim 0:3 gegen Wolfsburg lassen die DEG-Fans ihrem Unmut ungewohnt deutlich freien Lauf. Christof Kreutzer kann das nicht verstehen.
Düsseldorf. Normalerweise verabschiedet sich Christof Kreutzer recht zügig von der Trainerbank, wenn die Düsseldorfer EG als Verlierer vom Eis geht. Am Sonntag, nach dem 0:3 gegen Wolfsburg, blieb der Eishockey-Trainer auf dem Weg in die Kabine aber kurz stehen und blickte voller Unverständnis ins Publikum. Das hatte die letzten Sekunden des enttäuschenden Spiels sarkastisch heruntergezählt. Tenor: Hurra, es ist endlich vorbei. Bereits während der zähen 60 Minuten hatten die Fans ihr Team auffallend leise unterstützt. Gesänge oder Anfeuerungsrufe gab es kaum, dafür jede Menge Murren und Pfiffe.
Eine Szenerie, die es lange nicht im Rather Dome gegeben hatte. Und die Kreutzer so beschäftigte, dass er nachher darauf zu sprechen kam: „Wir haben heute sicher kein gutes Spiel gemacht. Aber wenn wir fünf Minuten Überzahl haben und Wolfsburg Druck macht, dann hilft es nicht, dass unsere Fans pfeifen“, sagte der Trainer zur entscheidenden Phase des Spiels zu Beginn des zweiten Drittels, als die DEG in fünf Minuten mit einem Mann mehr so gut wie gar nichts auf die Kette bekam.
Auch Manuel Strodel wunderte sich: „Normalerweise bin ich keiner, der sich groß beschwert, aber das hat heute schon bei 0:0 angefangen. Es war leise und emotionslos, was von den Fans rüberkam“, sagte der Stürmer. „Eigentlich macht es uns in Düsseldorf aus, dass wir eins sind und dass die Fans unser siebter Mann auf dem Eis sind, aber heute war das nicht so.“ Zwar wollte der 23-Jährige „die Fans sicher nicht für die Niederlage verantwortlich machen“, aber es war schon auffällig, wie sehr ihn die fehlende Unterstützung beschäftigte.
Die Frage ist, warum die DEG plötzlich so geballt den Unmut der Fans zu spüren bekam. Zwar spielt sie keine überragende Saison und hat vor allem in der Offensive arge Probleme. Zahlreiche Leistungsträger hängen durch und machten besonders gegen Wolfsburg den Eindruck, sich nicht mit aller Macht gegen die Niederlage zu stemmen. Auch sorgt das defensive System derzeit selten für spielerische Leckerbissen.
Andererseits ist die DEG im Soll und steht mit zehn Siegen aus 20 Spielen auf Rang neun. Zudem schienen die Rot-Gelben nach dem umjubelten 2:1-Derbysieg nur zwei Tage zuvor in Krefeld mehr Kredit bei ihren Fans zu haben. Der selbst für einen derart uninspirierten Auftritt wie am Sonntag reichen sollte.
„Wir haben heute nicht gut gespielt, das habe ich der Mannschaft auch offen gesagt. Aber es ist ja nicht so, dass wir über Wochen ein Eishockey aufs Eis bringen, das die Fans dazu verleitet zu pfeifen. Das hat meine Mannschaft nicht verdient, und das bin ich in Düsseldorf nicht gewohnt“, sagte Kreutzer, der über die Kulisse fast mehr enttäuscht war als über das schwache Spiel seines Teams. Und der sich ernsthaft Gedanken machte, ob es an der gestiegenen Erwartungshaltung liegt: „Wir sind letzte Saison ins Halbfinale gekommen. Heißt das jetzt, dass wir jetzt immer Erster sein müssen? Ich verstehe das nicht“, sagte Kreutzer und klang ratlos.
Hoffnung auf Besserung macht aber der Spielplan. Schon am Freitag geht es nach Köln. An solchen Tagen hält die DEG-Gemeinde gewöhnlich zusammen.