HSG und die bittere Realität

Das zweite Relegationsspiel gegen Essen ist ausverkauft, aber Düsseldorf hat kaum eine Chance.

Düsseldorf. Der Tag nach dem Debakel, das Morgentraining fiel aus. Die Handballer der HSG Düsseldorf konnten über ihre unterirdische Leistung und die 20:31-Niederlage im Relegations-Hinspiel gegen den TuSEM Essen nachdenken.

Trainer Georgi Sviridenko fordert für das Rückspiel am Sonntag (17 Uhr, Castello Reisholz) eine Trotzreaktion, nachdem die HSG mit der wohl schlechtesten Saisonleistung (fast) alle Chancen auf den Aufstieg in die Bundesliga verspielt hat.

"Ich habe Essens Trainer Kristof Szargiej schon zum Klassenerhalt gratuliert. Unter normalen Umständen ist für uns nicht mehr viel drin", sagt der 45-jährige Weißrusse. "Ich fordere von den Spielern nun vollen Einsatz, auch für das Publikum."

Woran lag es, dass die HSG-Handballer gegen Essen so enttäuschten? Hier die Gründe.

Die Mannschaft hat als Kollektiv versagt. Das Zusammenspiel klappte nur sieben Minuten, da stand es 3:2. Danach versuchte es jeder auf eigene Faust. Die Zahl der Fehlwürfe steigerte sich von Minute zu Minute.

13 "Fahrkarten" hatte Maik Makowka auf der halbrechten Position am Ende zu Buche stehen, ein Treffer stand für den Linkshänder als Ausbeute dagegen. Ähnlich schlechte Quoten hatten Valdas Novickis und Frantisek Sulc. Der Rückraum war ein kompletter Ausfall.

Es fehlen die Alternativen. Jens Sieberger saß verletzt auf der Bank. Der Mittelmann fehlt bereits seit einem Vierteljahr und beschert Trainer Georgi Sviridenko damit ein Problem, denn Valdas Novickis ist im Spielaufbau über 60 Minuten überfordert.

Der 22-Jährige ist zwar ein Riesentalent, aber noch nicht so weit, um ein Spiel gegen einen Bundesligisten über die komplette Distanz zu dirigieren. Außerdem hatte er bei der defensiven 6:0-Deckung arge Probleme im Spiel eins gegen eins.

Für den völlig indisponierten Maik Makowka fehlt ein zweiter Linkshänder auf Halbrechts. "Unser Etat war ausgeschöpft", sagt Manager Flatten.

Die HSG suchte den Weg durch die Mitte. Es klappte nicht, aber immer wieder hieß es gegen Essen "ab durch die Mitte". Dort stand die langen Männer des TuSEM: David Katzirz, Andrej Siniak und Vaclav Vrany. Die Außen der HSG wurden dadurch einfach zu wenig ins Spiel gebracht.

Es mangelte an der Disziplin. Zwei Beispiele: Zuerst verstolperte Frank Berblinger einen Tempogegenstoß (40.), dann erhielt er wegen Haltens (und Meckerns) eine Zwei-Minuten-Strafe. Oder Maik Makowka, der den Ball wegkickte (43.). Unabsichtlich oder nicht, dafür gibt es immer zwei Minuten.

Mangelnde Flexibilität im Angriff. 24 Paraden hatte Essens Torhüter Gerrie Eiljers zu Buche stehen. Der Schlussmann hielt märchenhaft, weil die meistens Bälle halbhoch geworfen wurden. Das mag jeder Torhüter.