Protest gegen Gummersbach
Aufsteiger Düsseldorf verliert 18:31 und will die Spielberechtigungen der Profis beim angeschlagenen Konkurrenten prüfen lassen.
Köln. Nur 3000 Zuschauer verloren sich zum Heimspielauftakt des VfL Gummersbach in der riesigen, 19000 Besucher fassenden KölnArena. Die Oberränge waren abgehängt, die Stimmung auf den spärlich besetzten Rängen gedämpft.
Zwar kam der elffache deutsche Handball-Meister und aktuelle EHF-Pokalgewinner in der Bundesliga (HBL) zu einem standesgemäßen 31:18 (14:11)-Sieg über die HSGDüsseldorf, aber seit Wochen rumort es hinter den Kulissen des finanziell angeschlagenen Traditions-clubs aus dem Oberbergischen. Ende der vergangenen Woche hatte der erst im Sommer verpflichtete Profi Zarko Markovic den Verein "aus persönlichen Gründen" verlassen.
Für neuen Zündstoff sorgte am Wochenende ausgerechnet der unterlegene Aufsteiger. Die HSG Düsseldorf legte unmittelbar nach dem Ende der Partie schriftlich Protest gegen die Wertung ein und ließ dies auf dem Spielberichtsbogen vermerken.
"Es soll geklärt werden, ob der VfL Gummersbach die Gehälter der Spieler bezahlt und die Spielberechtigungen zu Recht erteilt wurden. Ich bitte um Verständnis, aber wir mussten so handeln. Das ist rein vorsichtshalber", sagte Düsseldorfs Manager Frank Flatten.
Einen Grund für den Einspruch lieferte der 45-Jährige gleich mit. "Als wir vor einem Jahr in der Relegation um den Bundesliga-Aufstieg an Tusem Essen gescheitert sind, haben wir einen Einspruch versäumt. Kurze Zeit später meldete Essen Insolvenz an. Das hat uns damals den Platz in der Bundesliga und rund 150000 Euro gekostet."
Flatten geht davon aus, dass die Untersuchungen drei bis fünf Monate dauern, bevor die HBL und die Lizenzierungskommission zu einem Urteil kommen werden. Geklärt werden müsse bis dahin, ob die Werbeerlöse des VfL Gummersbach die Brutto-Lohnsummen decken können. Wenn dies nicht der Fall sei, geht Flatten davon aus, dass dem Protest stattgegeben wird. In diesem Fall würden der HSG Düsseldorf die beiden Punkte aus dem Spiel zugesprochen werden.
Das ist jedoch eine höchst vage Möglichkeit. Davon geht auch Gummersbachs Manager Francois Xavier Houlet aus. "Die Mannschaft hat trotz der angespannten Situation gut reagiert und sich schnell bereit erklärt, dem Verein in der kritischen finanziellen Lage zu helfen", sagt der ehemalige Handballprofi. "Ich denke, dass der Protest abgeschmettert wird."
Bis auf vier Gummersbacher Spieler haben sich alle bereit erklärt, auf 20 Prozent ihres Gehaltes zu verzichten. Mit den übrigen soll es in dieser Woche Gespräche geben. Dazu gehört auch der vor drei Jahren aus Pfullingen gewechselte Torhüter Goran Stojanovic, der zu den Top-Verdienern in der Mannschaft gehört.
Beim VfL Gummersbach hat man auch sonst auf die finanzielle Situation reagiert. Der Saisonetat wurde um 300 000 Euro zurückgefahren. Dazu werden acht von 17 Heimspielen in Gummersbach ausgetragen, um die Kosten zu senken. Diese acht sowie die Pokal- und Europacup-Spiele finden in der alten Gummersbacher Eugen-Haas-Halle statt, die nur 2176 Zuschauer fasst. "Das ist viel zu wenig", sagt Houlet. "Wir brauchen unbedingt eine neue Spielstätte mit 4000 bis 5000 Plätzen. Sonst wird es schwer, langfristig zu überleben."
Die Spiele in der KölnArena tragen sich finanziell erst ab 5000 Zuschauern. Wenn - wie jetzt gegen Düsseldorf - nur 3000 Besucher in die größte Halle Deutschlands kommen, fährt der VfLGummersbach einen Verlust von rund 30 000 Euro pro Heimspiel ein. Momentan liegt die Etat-Unterdeckung im "mittleren" sechsstelligen Bereich, weil ausstehende Sponsorengelder noch nicht bezahlt wurden, sagt Houlet. Positive Signale sehen anders aus.