Team am Scheideweg
Am Sonntag schlägt für den Aufsteiger gegen Hannover die Stunde der Wahrheit.
Düsseldorf. Eigentlich wollte sich die HSG Düsseldorf in der Handball-Bundesliga etablieren, aber dies ist dem Aufsteiger als siegloses Schlusslicht mit 1:13-Punkten nicht gelungen. Abgesehen vom Punktgewinn gegen GWD Minden (24:24) und dem Achtungserfolg gegen die SG Flensburg-Handewitt (24:26) hat die Mannschaft enttäuscht.
Hier mal 30 Minuten ordentlicher Sport, da mal am Ausgleich geschnuppert, die Mannschaft von Trainer Goran Suton konnte meist nur phasenweise mithalten, bevor mit schöner Regelmäßigkeit der große Einbruch kam. Wenn am Sonntag (15 Uhr, Castello Reisholz) im Kellerduell die TSG Hannover-Burgdorf (2:12-Punkte) zu Gast ist, geht es für die HSG Düsseldorf bereits ums Überleben.
Was kann man von der Mannschaft in dieser Saison noch erwarten, wo liegen die Probleme, gibt es Stärken? Die Westdeutsche Zeitung deckt die Hintergründe auf.
Die neuen Spieler: Manager Frank Flatten bezifferte den Etat auf 1,7 Millionen Euro. Noch nie war ein HSG-Team so teuer. In der letzten Zweitliga-Saison standen rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Im Vergleicht zur Etaterhöhung hielten sich die Verpflichtungen des Managers im überschaubaren Rahmen.
Rückkehrer Michael Hegemann wurde als neuer Hoffnungsträger geholt. Dazu kamen als Perspektivspieler der 21-jährige Kroate Nikola Kedzo aus der ersten spanischen Liga und Kreisläufer Max Weiß (20) aus Delitzsch. Als dritter Torhüter schließlich ist noch Ivan Zoubkoff neu im Team.
"Ich bin nicht der große Heilsbringer. Alleine kann ich den Klassenerhalt nicht realisieren", sagt Hegemann. Die individuelle Stärke des des ehemaligen Nationalspielers ist mittlerweile auch ein Schwachpunkt. Bei den gegnerischen Mannschaft erfreut sich Hegemann besonderer Bewachung und damit ist Sand im Getriebe des HSG-Spiels. Zusätzlich ist der 32-Jährige auch Organisator in der Abwehr. Wenn Hegemann mal ausfallen sollte, läuft bei der HSG nicht mehr viel zusammen.
Die alten Verträge: Über Erstliga-Erfahrung verfügen Linksaußen Frank Berblinger (32), Kreisläufer Patrick Fölser (33), Linkshänder Andrej Kurtchew (29), Max Ramota (32) und Torhüter Almantas Savonis. Der Litauer wird am 6. Januar 2010 nicht nur 40 Jahre alt, "Alma" ist dazu noch überwiegend verletzt. Dazu steckt Kurtchew in einem Dauer-Leistungsloch.
Hinter vorgehaltener Hand wird bereits Kritik an Neu- und Weiterverpflichtungen geübt. Dass der Vertrag mit Sturla Asgeirsson verlängert wurde, stößt in Fachkreisen auf Unverständnis. Der Isländer ist zwar "Trainingsweltmeister", im Spiel konnte er die Erwartungen nicht erfüllen. Einige Akteure sind dazu offensichtlich überfordert (Novickis. Kurtchew), andere müssen sich erst an das Niveau der Bundesliga gewöhnen (Kogut, Wernicke, Weiß, Kedzo). Selbst der anfangs sichere Torhüter Matthias Puhle (24) zeigte zuletzt Schwächen.
Auch für ihn ist es die erste Saison im Handball-Oberhaus. Dass ist sicherlich einer der Knackpunkte, denn der HSG fehlt im Gegensatz zu den anderen Mannschaften im unteren Drittel der Tabelle die Erstliga-Erfahrung im Abstiegskampf. "Wir müssen Geduld haben, dann wird sich auch der Erfolg einstellen", sagte Trainer Goran Suton nach der 27:32-Niederlage in Berlin. Das klingt längst nicht mehr so optimistisch wie zu Saisonbeginn. Auch für den Kroaten ist die erste Liga Neuland.
Die HSG steht am Sonntag gegen den zweiten Aufsteiger Hannover-Burgdorf jedenfalls am Scheideweg. Nur ein Sieg hilft, ansonsten sieht es bitter aus. "Wir müssen weiter an uns glauben. Dann wird unser Trainingsfleiß auch belohnt. Wir wollen endlich in der Liga ankommen", sagt Abwehrspezialist Max Ramota.