Verhängnisvolle letzte Minute
Sulc rutscht im Angriff aus, die HSG verliert den Ball und kassiert im Gegenzug den Treffer zum 25:26 gegen Balingen-Weilstetten.
Düsseldorf. Die HSG-Handballer ließen ihrem Frust freien Lauf. Michael Hegemann malträtierte zwei Stühle mit kräftigen Fußtritten, Frank Berblinger schimpfte wie ein Rohrspatz, Matthias Puhle saß zusammengekauert auf dem Spielfeld, während andere fast fluchtartig in die Kabine liefen. Die 25:26 (15:13)-Niederlage der HSG Düsseldorf gegen die HBW Balingen-Weilstetten hatte Spuren hinterlassen.
Es war ein Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt. Einer, der völlig unnötig war. Als Hegemann eine Minute vor dem Schlusspfiff die 25:24-Führung für die HSG erzielt hatte, sah alles nach einem Sieg des Bundesliga-Aufsteigers aus. Auch nach dem Balinger Ausgleich durch Benjamin Herth hatte das Team von Goran Suton alle Trümpfe in der Hand. Der HSG-Trainer reagierte richtig, als er 28 Sekunden vor dem Ende eine Auszeit nahm, um seine Spieler auf den eigentlich letzten Angriff einzustellen. Ballbesitz und Überzahl Düsseldorf, was sollte da noch schiefgehen? Aber es ging mit dem Teufel zu: Zuerst rutschte Ferenc Sulc aus und verlor den Ball, dann verwandelte Balingens Vladimir Temelkov den Konter 13 Sekunden vor dem Abpfiff zum 26:25. Aber die HSG hatte noch die Chance zum Ausgleich, aber Marcel Wernickes Wurf strich am Tor vorbei.
Michael Hegemann war der Erste, der seine Fassung wiedererlangt hatte. "Wir haben Balingen durch unsere Fehlwürfe wieder ins Spiel gebracht. Trotzdem hatten wir es am Ende selbst in der Hand und haben es nicht geschafft", sagte der mit neun Treffern beste Torschütze. "Alles, was wir uns in den letzten Wochen erarbeitet haben, ist jetzt weg. Wir fangen wieder bei Null an und müssen uns auf die kommenden Aufgaben vorbereiten. Angefangen mit dem Spiel am Dienstag in Hamburg."
Jan-Henrik Behrends hatte sich sein Debüt im HSG-Trikot auch anders vorgestellt. Zwar erzielte der Linkshänder fünf Tore, aber die reichten nicht aus. "Solch eine Niederlage schmerzt, weil sie unnötig war. Aber es ist jetzt müßig, darüber zu reden", sagte der 30-Jährige. "Ich bin von der Mannschaft gut aufgenommen worden. Wir haben die Woche dazu genutzt, mich ins HSG-Spiel zu integrieren. Das hat ganz gut geklappt." Behrends hatte gegen Balingen den Vorzug vor Nikola Kedzo erhalten, der ohne Einsatzzeit blieb. "Durch die offensive Balinger Deckung hätte Nikola zu wenig Freiraum für seine Würfe gehabt", begründete Goran Suton diese Maßnahme.
Und weiter: "Wir haben in der zweiten Hälfte zuviel verworfen. Das hat sich gerächt." Der HSG-Trainer konnte sich einen Seitenhieb in Richtung Schiedsrichter und Gegner nicht verkneifen. "Wir sind in der Liga die Mannschaft, der die wenigsten Siebenmeter zugesprochen wurden. Da stellt sich die Frage, ob wir im Training mehr Wert auf Schauspielerei legen sollen." Fakt ist, dass die Balinger acht Strafwürfe erhielten, während der HSG nur ein Siebenmeter gewährt wurde. Das war letztlich aber nicht der Grund für die Niederlage.