Rhönrad: Das Rad als Bühne für Höchstleistungen
Der Gerresheimer TV macht mit der deutschen Meisterschaft Werbung für den Turnsport mit dem „Mini-Riesenrad“.
Düsseldorf. Der Anblick in der Sporthalle des Gerresheimer Marie-Curie-Gymnasiums ist verblüffend. Scheinbar mühe- und schwerelos beherrschen Männer wie Frauen ihr großes, rundes Turngerät und zeigen darin akrobatische Turnelemente.
Es ist die Elite des deutschen Rhönradsports, die sich hier zu den 47. deutschen Meisterschaften, ausgerichtet vom Gerresheimer TV (GTV), versammelt. Und so nutzen hier 41 Starter vor den Augen von 700Zuschauern das Rad als Bühne für ihre Höchstleistungen.
Der Wettkampf besteht dabei aus drei Disziplinen. Beim Geradeturnen zur Musik bewegen die Turner das Rad auf einer geraden Strecke mit zwei Richtungswechseln hin und her und zeigen Kürübungen zur selbst gewählten Musik.
Bei den Frauen gelingt Jenny Hoffmann die beste Darbietung. Wie elegant und technisch sauber sich die Athletin vom KSC Strausberg zum Rhythmus der Musik bewegt, belegt ihre Tageshöchstnote von 9,45 Punkten (Höchstwert 10).
Bei der Sprung-Übung lassen die Turner das Rhönrad auf eine Weichbodenmatte zurollen. Dann ist Timing gefragt: Sie laufen hinterher, springen auf das sich drehende Rad, kommen außen auf den Reifen zum Stehen und springen ab, wenn das Rad fast die Matte erreicht hat. In der Luft zeigen sie einen Salto oder Überschlag und landen im Bestfall im sicheren Stand auf der Matte. Die Übung sieht so gefährlich aus, dass der Applaus des Publikums fast erleichtert wirkt, wenn ein Athlet wieder sicheren Boden unter den Füßen hat.
Das Spiraleturnen hält, was der Name verspricht. Hier wird das Rhönrad auf einem Reifen in einer Neigung von über 60 Grad in die große Spirale und anschließend in die kleine Spirale mit einem Winkel von unter 30 Grad bewegt.
Extreme Körperspannung und Kraft sind vonnöten, um das Rad in Bewegung zu halten. Manche Athleten schaffen es sogar, sich mit nur einer Hand festzuhalten oder zeigen einen Spagat. Constantin Malchin vom TSV Bayer Leverkusen, Weltmeister in dieser Disziplin, sichert sich in Gerresheim den Mehrkampf- und den Einzeltitel.
Neben den sportlichen Top-Leistungen bekommt auch die Organisation Höchstnoten von allen Seiten. "Das technische Komitee sagte, es würde jederzeit gerne wieder Wettkämpfe bei uns durchführen", sagt der GTV-Vorsitzende Hans Harfst stolz.
Die einzige Starterin vom GTV, Julia Engels, konnte sich leider kaum auf die Meisterschaft vorbereiten, da sie gerade ihr Examen als Kinderkrankenschwester hinter sich gebracht hat. Einen Patzer in der ungeliebten Spirale macht die Lokalmatadorin mit ihrer Kür wett - Note 7,05. "Mit dem Auftritt kann sie mehr als zufrieden sein", so Trainerin Dörthe Schneider. Ein Lob, das sich die Ausrichter durchaus auch selbst ausstellen können.