Tischtennis-WM Thomas Weikert: „Ich muss mich wirklich zügeln ...“
Der Rechtsanwalt spricht nach seiner Wahl zum ITTF-Präsidenten über seinen Vorgänger.
Düsseldorf. Der erste Gratulant war auch der erste Mann im Weltsport. Als Thomas Weikert am Mittwoch nach einer langen und von Korruptionsvorwürfen überlagerten Sitzung mit 118:90 Stimmen zum Boss des Tischtennis-Weltverbandes ITTF gewählt worden war, ließ es sich IOC-Präsident Thomas Bach nicht nehmen, den Limburger Rechtsanwalt persönlich anzurufen. Tags darauf, bei einem kurzen Besuch bei der WM in Düsseldorf, wollte sich der ehemalige Fecht-Olympiasieger nicht zu den verschleierten Geldzahlungen, die Thomas Weikert öffentlich gemacht hatte, äußern: „Das kommentiere ich nicht. Das ist einzig und alleine eine Angelegenheit des Tischtennis-Weltverbandes.“ Dafür aber machte Weikert aus seinem Herzen keine Mördergrube.
Herr Weikert, wie sehr hat es Sie erschüttert, dass sich Ihr Vorgänger Adham Sharara im Vorfeld der Wahl offen gegen Sie gestellt hat?
Thomas Weikert: Daran habe ich sicher noch einige Zeit schwer zu knabbern. Ich muss mich wirklich zügeln, um meine Enttäuschung nicht zu sehr in derbe Worte zu kleiden.
Worin sehen Sie den Grund der Abneigung?
Weikert: Da kann ich echt nur mutmaßen. Ich denke, dass er es mir übel genommen hat, dass ich mich angeblich für ihn bei Thomas Bach nicht ausreichend stark gemacht habe, dass er ins IOC gewählt wird. Er hat offenbar von mir mehr Lobbyarbeit erwartet, das war mir aber nicht möglich. Tatsache ist, dass ich mich bei Bach für Sharara stark gemacht habe, ihm war dies jedoch offensichtlich nicht genug.
Was haben Sie aus dieser Enttäuschung gelernt?
Weikert: Dass es in einem Sportverband genauso zugeht, wie im normalen Leben. Du lernst sehr schnell, dass du viele Bekannte, aber nur wenige Freunde hast. Für gewöhnlich sind es nicht einmal zehn.