LVR soll neues Drogenzentrum führen
Stadt sucht einen Träger für die Methadon- und Diamorphinvergabe. Favorit ist die Landesklinik, die aber stellt Bedingungen.
Düsseldorf. Seit Jahren tun sich Verwaltung und Politik schwer mit der immer wieder angekündigten Neuausrichtung der Drogenhilfe. Insbesondere die Suche nach einem geeigneten Standort für eine größere Methadon-Ambulanz in Verbindung mit einer Diamorphingestützten Substitutionsbehandlung für Schwerstabhängige hat sich längst zur Hängepartie entwickelt. Auf Antrag von SPD und Grünen wird Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke am Mittwoch im Fachausschuss einen Sachstandsbericht geben.
Es tut sich was. So hat das Gesundheitsamt konkrete Verhandlungen bei der Suche nach einem Kooperationspartner für ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit dem LVR-Klinikum an der Bergischen Landstraße aufgenommen. Interesse hat auch der Düsseldorfer Drogenhilfe-Verein angemeldet.
Doch die Verhandlungen gestalten sich schwierig — es geht ums Geld, und es geht um strengste Sicherheitsvorschriften. Zum Hintergrund: Die Stadt selbst möchte möglichst wenig mit der direkten Behandlung der Schwerstabhängigen zu tun haben. Das liegt an den Kosten sowie am Personal-, sprich Ärztemangel beim Gesundheitsamt. Der erzwang bereits die Schließung der Methadon-Ambulanz in Benrath.
Wo Schwerstabhängige Diamorphin (reines Heroin) bekommen, in der Regel ist das dreimal am Tag, intravenös der Fall, verlangen Bundesrichtlinien, dass mindestens drei Ärzte bei der Einrichtung arbeiten müssen, die wiederum jeden Tag an zwölf Stunden geöffnet sein muss. „Für uns nicht umsetzbar“, lautet das Fazit des Gesundheitsamtes.
Weil es zudem seine Leistungen nicht mit den Kassen abrechnen darf, ist die Methadonsubstitution bei weitem nicht kostendeckend. Die städtischen Ärzte sollen daher nur noch die wenigen Betroffenen ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz behandeln sowie Eltern, die aus Kinderschutzgründen eine besondere psychosoziale Unterstützung benötigen, welche die niedergelassenen Ärzte in der Regel nicht leisten (können), weil die ihnen von den Krankenversicherungen nicht erstattet werden.
Da nun kommt der LVR ins Spiel, denn der kann als Träger seine Leistungen über die Kassen refinanzieren. Freilich stellt der LVR eine Reihe von Bedingungen für die Einrichtung eines Zentrums der Suchtmedizin. Die Gründungskosten etwa soll zur Hälfte die Stadt tragen, außerdem hat die Kommune die Anlaufverluste für mindestens zwei Jahre zu übernehmen. Der LVR rechnet laut Stadt dauerhaft mit einem jährlichen Minus von 40 000 Euro.
Als Standort werden die Gebäude an der Flurstraße favorisiert. Doch um dort eine integrierte Methadon- und Diamorphinvergabe einzurichten, sind enorme Umbauten notwendig. Denn die — vom Landeskriminalamt verlangten — Sicherheitsauflagen für Gebäude, in denen große Menge Heroin lagern, sind gewaltig. Es gilt, eine Art Festung zu bauen, inklusive schusssicherer Fenster. Und auch dafür soll die Stadt gerade stehen. Ob sie das tut, muss nun die Politik entscheiden.