Kundgebung Mahnwache an der Düsseldorfer Synagoge: „Es ist ein seltsames Gefühl“

Düsseldorf · Hunderte Düsseldorfer demonstrierten gegen Antisemitismus. Nach der Mahnwache suchten die Teilnehmer vor allem das Gespräch.

Eine Besucherin der Mahnwache stellt eine Kerze auf der Treppe vor der Synagoge an der Zietenstraße auf.

Foto: dpa/David Young

Es war ein beeindruckendes Zeichen der Solidarität und gegen Antisemitismus. Mehrere hundert Düsseldorfer, darunter viele Politiker, aber auch Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven  oder Buchautorin Bea Kallen, nahmen am Donnerstagnachmittag an der Mahnwache vor der Jüdischen Synagoge an der Zietenstraße teil.

Eingeladen hatten dazu unter anderem die Mahn- und Gedenkstätte sowie der Düsseldorfer Appell. Auch Mitglieder der muslimischen Gemeinden zeigten ihre Anteilnahme, legten Blumen an der Synagoge nieder und zündeten Kerzen an. Oberrabbiner Raphael  Evers sprach das hebräische Totengebet für die Opfer des Anschlags in Halle. Danach suchten die Teilnehmer vor allem das Gespräch.

„Wir haben gestern in der Gemeinde Jom Kippur gefeiert. Die Snyagoge war ganz normal gefüllt. Aber es war ein seltsames Gefühl“, schildert Gemeinderat Sergej Aruin den Moment, als bekannt wurde, was in Halle geschehen ist: „Ich bin seit 30 Jahren in Deutschland und hatte immer das Gefühl,dass der Antisemitismus überwunden ist.“ Seit ein paar Jahren habe sich die Stimmung zunehmend verändert. Es sei aber beeindruckend zu sehen, wie viel Solidarität die Düsseldorfer zeigen. Rabbiner Benzion Dov Kaplan pflichtet ihm bei:  „Wir müssen keine Angst haben, aber wir müssen wachsam sein.“

Solidarität zeigte auch Mensur Halili, Imam der islamisch-albanischen Gemeinde, der dem Oberrabbiner seine Anteilnahme aussprach: „Wir wünschen uns ein Deutschland, in dem alle Menschen glücklich und in Frieden leben können. Mit Demokratie und ohne Rassismus.“

Betroffen war auch der ehemalige Polizeipräsident Michael Dybowski als Vertreter des Vereins für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: „Wir müssen den jüdischen Menschen Mut machen und ihnen zur Seite stehen. Die Demonstration ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität.“