Kunst in Düsseldorf Düsseldorfer Künstlerin erhält den Rom-Preis
Lierenfeld/Rom · Die Düsseldorfer Künstlerin Liza Dieckwisch hat den arrivierten Rom-Preis der Villa Massimo gewonnen. Die römische Küche dient der 33-Jährigen dabei nicht nur als Inspiration, sondern auch als Farbersatz.
Kunst ist ja stets auch Ansichtssache. Und so manchem Interpreten ist es immer wieder mal gelungen, das Genre zu überraschen, ja gar zu revolutionieren – weil er Neues, bisher nie Dagewesenes geschaffen hat. Beuys zum Beispiel, Warhol, Dalí, Gerhard Richter oder auch Frida Kahlo. In diesem Olymp der künstlerischen Genies ist Liza Dieckwisch sicherlich noch nicht angekommen. Einen ersten kleinen Schritt dahin hat sie aber nun vollzogen.
Die gebürtige Kielerin mit Atelier in Lierenfeld ist die aktuelle Rom-Preisträgerin der Villa Massimo. Das ist schon etwas Außergewöhnliches, denn der Preis wird an junge Künstler verliehen, „die über außergewöhnliche Qualifikationen und großes Talent verfügen“, so die Ausschreibung, und bereits erste öffentliche Erfolge aufweisen können. Das ist bei Liza Diekwisch durchaus der Fall, der Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt Düsseldorf ist nur eine von vielen Auszeichnungen der Kunstakademie-Absolventin (bei Katharina Grosse), die ihre Arbeiten unter anderem auch schon im Kunstpalast Düsseldorf zeigen durfte. Der jetzt verliehene Rom-Preis hat für sie schon deswegen einen hohen Stellenwert, da er mit einem einjährigen Stipendium in der italienischen Hauptstadt verbunden ist, der Aufenthalt in Rom inklusive Atelier mit acht Meter hohen Decken und Wohnung soll ihr Inspiration und künstlerische Orientierung ohne finanzielle Engpässe ermöglichen.
Aber noch mal zurück zu diesem Revolutionären, ganz Besonderem, das Liza Dieckwisch abhebt. Denn die 33-Jährige kommt ohne das aus, was normalerweise für jeden Künstler unverzichtbar ist: Pinsel, Papier, Leinwand. „Mein Ziel ist immer ein rahmenloses Bild, das unabhängig von einem klassischen Bildträger einen direkten Bezug zum Raum erhält“, erklärt Dieckwisch. Ihre Arbeiten entstehen dabei allenfalls untergeordnet aus gewohnten Materialien wie Acrylfarbe. Vielmehr nutzt sie gerne Lebensmittelreste, Biokunststoff, Textilien, auch Pigmente oder aktuell vorzugsweise Silikon und Latex. Es wird auch nicht gemalt im herkömmlichen Sinne, sondern gelöffelt, gegossen, geschüttet, die Farben laufen dann schon mal die Wände hinab und ergeben ein Bild, dessen Entstehung vom Zufall bedingt ist. Statt den Pinsel nutzt sie lieber Küchenutensilien wie Löffel oder Schüssel.
Darauf aufbauend ist einer ihrer aktuellen Arbeitsschwerpunkte in der Villa Massimo in Rom eine Serie von großformatigen und flexiblen Malereien, die sowohl von der römischen Küche als auch von römisch-antiken Mosaiken inspiriert sind. Liza Dieckwisch müsste das alles nicht machen, sie könnte die Zeit auch anderweitig nutzen, vielleicht eine Schaffenspause einlegen, aber dafür ist ihr Aufenthalt letztlich zu vielen Inspirationen ausgesetzt. Sie besucht die Märkte der Stadt, kehrt in traditionelle Restaurants ein. Denn Ausgangspunkt für ihre organischen, formlosen Malereien ist momentan vor allem die Ernährung: „Ich mache täglich Fotos von meinem Essen, welche ich dann auf Stoffe drucken lasse, auf denen ich später male.“ Der flexible Maluntergrund macht auch den Transport einfacher. Dieckwisch: „Man kann die Arbeiten dann schön einrollen oder falten.“
Ihre Rom-Reise ist auch mit ein paar Pflichtterminen verbunden, es gibt Exkursionen, die der Horizont-Erweiterung dienen, natürlich gilt es neben der kulinarischen auch die künstlerische und historische Seite Italiens kennenzulernen. Überhaupt ist es ihr wichtig, nicht an einem Standort zu verharren, auch wenn Düsseldorf ihr als Kunststadt viel zu bieten hat, wie sie nachdrücklich betont. Aber Liza Dieckwisch war ebenfalls schon in Seoul, Kyoto, Detroit oder Bukarest, um sich dort inspirieren zu lassen, sich weiterzuentwickeln.
Rom ist dann jetzt aber doch noch einmal etwas Einmaliges, denn das Stipendium wird immer auch an Musiker, Architekten, Komponisten und Schriftsteller vergeben. So setzt sich ein erlesener Kreis an Kreativen zusammen, die, so der Anspruch der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, „zu den wichtigsten Impulsgebern der deutschen Kulturwelt gehören“.