Marko Siegesmund (SPD): „Wir wollen Türen öffnen“
Der neue Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund sieht das Stadtteilparlament als Vermittler.
Marko Siegesmund (SPD) ist der neue Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 3. Der 41-jährige Familienvater löst damit Walter Schmidt (CDU) ab, der nun sein Stellvertreter ist. Der Wechsel an der Spitze des Stadtteilparlamentes war ein „Deal“, als CDU und SPD im größten Düsseldorfer Stadtbezirk (119 086 Einwohner) die Große Koalition eingingen. Siegesmund ist nun zuständig für die Stadtteile Friedrichstadt, Unterbilk, Hafen, Hamm, Volmerswerth, Bilk, Oberbilk und Flehe. Die WZ sprach mit dem Mann, der seit mehr als 20 Jahren Mitglied der Oberbilker SPD ist, an der Heine-Universität ein Biologie-Studium mit Einser-Diplom abschloss und dann aber selbständiger Finanzberater wurde.
Herr Siegesmund, gerade als Bezirksbürgermeister gewählt, haben Sie nur wenige Minuten danach die Sitzung der Bezirksvertretung 3 leiten dürfen. Wie ist es gelaufen?
Marko Siegesmund: Gut ist es gelaufen. Ich hatte ein besseres Wahlergebnis als nur die Stimmen der Koalition und habe dann den Platz gewechselt. Außerdem kann mir mit meinem Vorgänger Walter Schmidt zur Linken an meiner Seite und Bezirksverwaltungsstellenleiter Egbert Casten zur Rechten nichts Schlimmes passieren.
Sie haben aber auch bereits Erfahrung in der Leitung von Gremien gesammelt?
Siegesmund: Ja, früher als Präsident des Studentenparlamentes, habe ich schon viel emotionalere Debatten geleitet. Und als Verwaltungsratsvorsitzender des Studierendewerks Düsseldorf moderiere ich auch einige Sitzungen im Jahr.
Dieter Sawalies von den Linken hat Ihnen — nach der geheimen Wahl — gratuliert und signalisiert, dass er Sie ebenfalls gewählt hat. Sie haben keine Berührungsängste?
Siegesmund: Nein. Wir arbeiten in der Bezirksvertretung (BV) parteiübergreifend sehr konstruktiv. Dieter Sawalies ist auch ein Nachbar von mir am Fürstenplatz. Wir handeln gemeinsam für den Stadtbezirk, auch wenn wir politisch nicht immer einer Meinung sind. Aber früher, als ich in der Juso-Hochschulgruppe war, hab ich zu meinem Geburtstag auch Leute vom MSB Spartakus und vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten eingeladen. Die mussten ja dann nicht miteinander reden ...
Was möchten Sie als Bezirksbürgermeister anders machen als Ihr Vorgänger?
Siegesmund: Ich werde Vieles beibehalten, so alle anderen Mitglieder früh über anstehende Themen informieren, wie es Walter Schmidt auch getan hat. Aber ich will, dass die Bezirksvertretung stärker in die Öffentlichkeit rückt. Ich möchte, dass die Bürger und Vereine wissen, dass wir Ihnen durch unsere Kontakte im Bezirk Türen öffnen können und bei vielen Projekten finanzielle Starthilfe geben können.
Wie wollen Sie und die Stadtteilpolitiker präsenter werden?
Siegesmund: Ich denke da an überparteiliche Infostände. Wir könnten als Bezirksvertretung auch ein Kulturfest organisieren oder multikulturelle Veranstaltungen. Oder wir laden die Vereine und Multiplikatoren stadtteilweise ein und bringen die Leute zusammen. Das können wir leisten. Die BV hat eine Vermittlerrolle.
Im Stadtbezirk sind sie nun also an der Spitze einer Großen Koalition. Für den Bund lehnen Sie die als langjähriges Mitglied der SPD ab. Wieso?
Siegesmund: Im Bund geht es um ganz andere Probleme. Um die Zukunft der Arbeitswelt, des Gesundheitssystems, Renten und Steuerpolitik. Da gibt es zwischen SPD und CDU grundsätzliche Unterschiede, auch zu nötigen Infrastrukturmaßnahmen. Da kommt man nicht weiter in einer dritten Großen Koalition. Dennoch glaube ich, dass sich die SPD-Mitglieder mit knapper Mehrheit für die GroKo aussprechen werden. Aber das löst die großen Probleme aus meiner Sicht nicht.
Was ist denn der Unterschied zur Politik im Stadtteilparlament?
Siegesmund: Ich erkläre es immer so: Wenn die Linken beispielsweise einen Antrag stellen, der gut für den Bezirk ist, kann dem auch die CDU zustimmen. Das funktionierte und funktioniert ja schon auf Ratsebene nicht und auch nicht in allen Bezirksvertretungen. Wenn wir aber in der BV ein einstimmiges Votum für ein Projekt abgeben, ist das auch ein starkes Signal an die Verwaltung und die Ausschüsse im Rathaus sowie den Stadtrat.
Wichtiges Thema wird der weitere Wohnungsbau sein. Gilt da zwischen den so unterschiedlichen Stadtteilen wie der dicht besiedelten Friedrichstadt und dem ländlichen Hamm immer noch der Grundsatz „Innenverdichtung vor Außenverdichtung“?
Siegesmund: Stadtteile wie Hamm, aber auch Angermund im Norden können langfristig nicht so bleiben wie sie sind. Es kann nicht sein, dass dort nichts passiert, dafür aber in den innerstädtischen Vierteln die letzten Baulücken geschlossen und Grundstücke bebaut werden. Auch hier brauchen wir Freiflächen und Frischluftschneisen, denn natürlich muss auch die Innenstadt lebenswert bleiben.
Die Friedrichstraße hat sich an der Kreuzung Herzogstraße laut Polizei zum Unfallbrennpunkt entwickelt. Was muss passieren, wann kommt der Umbau?
Siegesmund: Die Situation ist nicht optimal mit 63 Unfällen im Jahr und der schwierigen Verkehrsführung. Wir werden uns das von der Polizei in der Bezirksvertretung genau erläutern lassen. Wahrscheinlich muss man mehr ordnungsrechtlich gegen illegale Parker vorgehen, aber das ist ja leider an vielen anderen Straßen ebenso der Fall. Wir drängen darauf, dass nun der Umbau so schnell wie möglich kommt. Am 10. April soll der Entwurf für die Friedrichstraße nun öffentlich vorgestellt werden. 2020 rechne ich mit dem Beginn des ersten Bauabschnittes, dann hoffentlich zwischen Herzogstraße und Graf-Adolf-Platz.
Nennen Sie uns zum Schluss noch ein paar Lieblingsplätze in Ihrem Stadtbezirk?
Siegesmund: Da ist einmal natürlich der Fürstenplatz. Da wohne ich direkt und schaue jeden Morgen als erstes mit unserem dreijährigen Sohn Nicolas drauf. Das ist unser Ritual, ein lebendes Wimmelbuch. Gerne gehen wir in den Volksgarten. Das ist ein toller Park. Ich freue mich sehr auf den neuen Wasserspielplatz dort. Natürlich bin ich auch gerne am Rhein und am Hafen. Ich sehe unsere Bezirksvertretung als Wächter dafür, dass er weiterhin industriell genutzt wird. Hier dürfen nicht weiter Grundstücke an Nicht—Hafenbetriebe verscherbelt werden für schicke Büros.